Samstag, 1. Juni 2013


Wann hatten Sie sich zuletzt mal richtig Erholung gegönnt?

Immer mehr Menschen leiden an Schlafstörungen und seelischen Unausgeglichenheiten, die sich früher oder später organisch auswirken. Raubt unser modernes Leben uns Schlaf, Seelenruhe und Gleichmut? Was wir oft als Erholung bezeichnen, ist auch nur erneute Aktivität unter Leistungsdruck (Urlaubs- und Freizeitstress). Die traditionelle Sommerfrische  der letzten Jahrhunderte - raus aus den stickigen Großstädten, rein in die luftige Natur - ist  heute mehr denn je ein privat-gesundheitliches und gesellschaftlich-wirtschaftliches Postulat. 

Warum macht es Sinn, seinen Kopf regelmäßig zu „entleeren“?

Das Menschenrecht auf Erholung wurde 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in die Allgemeinen Menschenrechte aufgenommen. Dieses Grundbedürfnis wurde vorher nur Kranken, Verletzten, von einer Katastrophe betroffenen Menschen zugesprochen.

Aber zu warten, bis der Körper mit organischen Symptomen das Haltesignal setzt, wäre fatal. Sinnvolle Unterbrechungen innerhalb des Arbeitstages, entlastende Pausen wirken chronischer Überbelastung entgegen, die als Folge Negativ-Stress, Konzentrationsschwächen, Übermüdung und Aussetzern Tür und Tor öffnet. Negativ-Stress macht krank, unzufrieden und dick - wie wir jetzt wissen. Zwischen Konkurrenzkampf, übergroßen Zielen, maximaler Ausschöpfung der eigenen Ressourcen und der angemessenen Erholung liegt eine immer weiter auseinander driftende Kluft.

Eine erholende Auszeit ist bereits der Schlaf - das simpelste Mittel zur Regeneration. Beschäftigungsfreie Pausen zwischen Arbeitsphasen - einfach mal ins Grüne starren, einen kleinen Schwatz halten, eine Patience legen! - , das Wochenende freihalten für süßes Nichtstun und anstatt Abenteuerurlaub eine Wellnesskur einzulegen lädt den Akku wieder auf. Schweigen. In sich hineinhorchen. Die Ansprüche niedriger schrauben - mit Augenmaß Ziele setzen, Zufriedenheit im kleineren Maßstab finden. 

Gut erholte Menschen, die mit sich im Einklang sind, nützen auch der Volkswirtschaft. Wir wollen jetzt natürlich nicht an „Kraft durch Freude“, an organisierte Erholungskreuzfahrten, die ein ganzes Volk fit für die Belastungen eines (geplanten) Krieges machen sollten, denken. Mitarbeiter, die entspannt und ausgeruht an ihren Schreibtisch oder an die Werkbank kommen, sind ein Wirtschaftsfaktor von immenser Bedeutung und profitieren selbst am meisten davon. 

Ruhepole als wirtschaftliche Ressourcen müssen in der Stadt-, Land- und Raumplanung künftig noch eine bedeutendere Rolle spielen als bislang, zeitgemäßes Naturmanagement  dem menschlichen Bedürfnis, Raum zu besetzen, entgegentreten. Humane Lebenswelten sind und bleiben eine Herausforderung für diese und kommende Generationen.

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