Samstag, 8. März 2014

Frühjahrsblues?

Es ist schon ulkig, aber das Wetter bietet immer Stoff, zum Klagen oder sich Freuen. Meine Region hat während dieses ganzen Winters nicht einen Krümel Schnee gesehen und gerade auch nur mal einen Hauch von Raureif. Morgens sah ich ratlose Vögel auf meinem Balkon sitzen, die sich fragten, "ja ist denn jetzt schon Sommer?" Grog oder Glühwein schmecken nicht, wenn man nicht ausgefroren nach Hause kommt, winterliche Kohl-Eintöpfe verlieren an Charme und warum hab ich mir überhaupt einen Vorrat an Hustensaft und Erkältungstees zugelegt??

Einerseits bringt ein milder Winter weniger Probleme mit sich - nix mit Schnee schippen, Glatteis, eingeschneiten Straßen, die Heizung muss nicht auf Hochtouren laufen ... Aber der Mensch will ja immer das was er nicht hat - irgendwie fehlt er mir doch, der Schnee. Weiß eingezuckert macht eine winterkahle Landschaft einfach mehr her, Schnee verwischt die harten Konturen und spröden Ausblicke, macht alles stiller und langsamer. Wer kennt das nicht: Ein Winter-Sonntagmorgen - draußen tropft Eiswasser von der Dachrinne, eine wattige Schneedecke verhüllt was das Auge eh nicht sehen will, ein paar Krähen kauern auf kahlen Ästen, der Horizont ist im Dunst verschwunden, die Geräusche des Lebens dringen nur gedämpft ins Bewusstsein, Weiß schluckt alles weg. Die Gedanken zerfließen und innere Ruhe kehrt ein. 

Der menschliche Organismus ist an den Wechsel der Jahreszeiten gewöhnt, er braucht ihn um sich zu erden und seine innere Uhr zu stellen. Die Natur macht es uns ja vor - Winterschlaf. Die dunkle Phase der Wintermonate - frühe Abende, lange Nächte - hat genauso vitale Bedeutung wie der quietsch-lebendige Sommer, der den inneren Wecker ein, zwei Stunden früher stellt und abends die Menschen aus dem Haus treibt. Mir hat er gefehlt, der Winter. Wird uns sein Fernbleiben eine Mäuse- und Ungezieferplage einbringen? Und eine Vogelwelt, die sich im Herbst gut überlegt, ob sich die Fernreise in den Süden überhaupt noch lohnt? Rosen, die bereits im März blühen und im Juni die Köpfe sinken lassen? (Gut, spätestens im nächsten Winter, wenn wir unter Schneemassen ächzen, denke ich neu darüber nach).

Willkommen - Frühling!

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