Samstag, 19. Dezember 2015

Aufgespießt: "Weihnachts-Stress"? Dagegen gibt's doch ..


Die Weihnachtsgans oder Was ist das eigentlich Tückische an dieser Jahreszeit?

Weihnachtsstress - diesen Schlachtruf führen zur Zeit viele Menschen im Mund. Gehetzt wirken sie, von Vorfreude keine Spur. Eine lange To-Do-Liste und ein dicht gedrängter Einkaufsmarathon machen die Tage vor Weihnachten für viele Mitmenschen nicht wirklich "besinnlich", was auch immer man darunter verstehen mag.

Dabei ist gerade die Jahreszeit vor der Wintersonnenwende historisch eine "ruhige" Zeit, in der in den Agrargesellschaften unserer Vorfahren die Arbeit ruhte, das Vieh im Stall stand und die Vorratskammern (hoffentlich) gefüllt waren. Man besuchte sich gegenseitig am Abend, ließ das vergangene Jahr Revue passieren und machte sich Gedanken über das kommende. Wenn in der Speisekammer das eine oder andere Lebensmittel fehlte, half man sich gegenseitig aus. Winterruhe, wohlverdient nach einem an harter Arbeit reichem Jahresverlauf. 

Ketzerisch gefragt: Was bedeutet uns Weihnachten?


Klar, die meisten von uns arbeiten körperlich nicht so schwer, dass wir die Verschnaufpause auch dringend benötigen. Was genau macht uns dann so zu schaffen, dass wir gerade am Jahresende nach Luft schnappen? Viele ängstigt die "dunkle" Saison, in der die Sonne so früh schlafen geht, das Licht rar ist und der Morgen sich Zeit lässt. Gerade wenn an den Feiertagen der Arbeitsrhythmus, der den Tag regelt, pausiert, wird der Mensch auf sich selbst zurückgeworfen. Und das ist nicht immer schön ;-) 

Ungeklärtes, Ungelebtes & Ungefühltes können quälen und auf Erlösung drängen. Will man sich dem nicht stellen, bleibt ein Ausweg: Erneute und gesteigerte Hektik. Das lenkt ab. Brauchen wir perfekte Weihnachten? An denen "alles stimmt!"? Macht es uns ein schlechtes Gewissen, wenn wir die Ideal-Vorstellungen der vorweihnachtlichen Zeitschriften-Ratgeber nicht erfüllen? Dekoration, Tannenbaum, Lichterglanz, Weihnachtsplätzchen, die richtigen Geschenke, die richtigen Festmenüs, die richtigen Gäste, die richtigen Worte? Uff. 

Entscheidend sind immer die eigene Wahrnehmung und die Bedeutung, die wir selbst den Dingen geben


Wenn Leute sich während des ganzen Jahres weder sehen noch sprechen, brauchen sie dies auch an Weihnachten nicht zu tun! Klingt zu abgeklärt oder streng? Na, vielleicht. Aber Telefonate, Besuche, Weihnachtsgrüße, die rein aus Pflichtgefühl erledigt werden und nicht aus einem wirklichen Bedürfnis heraus, sind die Zeit nicht wert, die sie beanspruchen. 

Mit wem wollen Sie wirklich zu tun haben, mit wem ein Gespräch führen, mit wem ein Glas Wein trinken? Öffnen Sie sich dem Zufall, einem Erlebnis, das ja nicht ohne Grund einem zu-fällt, einer unerwarteten Begegnung oder einer spontanen Eingebung. Mit Fremden zu reden, ist im Grunde ganz leicht. Und inspirierend. Mit ihnen verbindet uns noch keine Vorgeschichte, die belasten oder blockieren könnte (wie es in der Familie oder im Freundeskreis nicht selten der Fall ist), wir sind unvoreingenommen und offen. Die beste Basis um zu einer neuen Weltsicht zu gelangen. 

Es ist anrührend und bereichernd etwas aus dem Leben von Menschen zu erfahren, die man bislang wenig oder gar nicht kannte, wie und was sie gerne wären und wovon sie träumen, was sie belastet oder freut. Wie sie mit dem Leben, das sie führen, zurecht kommen. Es rückt schräge Ansichten zurecht, stutzt überzogene Erwartungen und lässt uns die Dinge in einem anderen Licht sehen. 

Kommen wir doch auf das instinktive Verhalten unserer Vorfahren zurück - Kümmern wir uns in dieser "stillen" Jahreszeit vor allem einmal um den Menschen, mit dem wir es ein ganzes Leben lang zu tun - um uns selbst! Wir haben es verdient!

Frohes Fest wünscht MissWord! alias Sigrid Jo Gruner



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