Montag, 2. Januar 2017

Aufgespießt: Die Sache mit dem Glück


Was ist Glück? 


Glück wünschen wir uns zum neuen Jahr. Mehr als alles andere. Sind wir nicht alle auf unterschiedlichen Wegen, über Stolpersteine und Hindernisse unterwegs zu unserem ganz persönlichen Glück? Immer währendes Glück gibt es nicht. Gott sei Dank. Würde man kein Unglück kennen, wäre das Glück recht schnell Unglück. Es gibt eine Menge Ratgeber im Kontext "Anleitung zum Glücklich sein!" oder "Wie man sich todsicher unglücklich macht?" Sollte ich dem auch noch etwas dazu fügen? Ja, ich hab einfach Lust dazu.

Wie man verlässlich unglücklich wird oder Was hat Mark Aurel uns heute noch zu sagen?
Römische Skulptur - vielleicht Mark Aurel, vielleicht auch nicht


Mark ..Wer? Nun sagen Sie bloß nicht, Sie hätten noch nie von diesem Herrn gehört. Na ja, er lebte vor 1800 Jahren, daran können sich die wenigsten von uns erinnern. Aber in der Schule wurde er doch als Vorbild gelehrt? 

Mark Aurel – der letzte Stoiker


Er warf Schatten bis in die Moderne, Friedrich II, Helmut Schmidt, aufgeklärte Literaten und Philosophen bekennen sich als seine Bewunderer. Stoisch zu sein (im klassischen Sinne von gleichmütig, gelassen, frei von Stimmungsschwankungen, tugendhaft) ist heute eher un-cool. Man zeigt seine Gefühle, lässt schamlos raus, was stört, macht es massenweise in den Sozialen Medien öffentlich, teilt es mit Gott oder der Welt, die wiederum ein „Gefällt mir“ anhakt und Follower wird, oder auch nicht. 

So oder so ist das Leben!


Die Stoiker an der Wegscheide zur Neuzeit erkannten: Die Haltung macht’s, die man gegenüber einer Situation einnimmt, die Bewertung und die Gedanken, die man mit dieser verbindet. Die Welt ist so wie man sie sieht. Mann kann es schlecht finden, dass mit zunehmendem Alter die Haare ausgehen oder sich freuen, dass sie jetzt nicht mehr gewaschen werden müssen ;) Die freie Willensbildung sagt dem Hasen wohin er laufen soll – ins Glücksgefühl oder in die Depression, hin zu schwächenden oder aufbauenden Befindlichkeiten. Demnach entscheidet Mann/Frau also selbst ob es ihr/ihm schlecht oder gut geht – egal wie sich die äußeren Verhältnisse gebärden. 

Das hat eine Menge mit Eigenverantwortung zu tun – und die meiden wir gerne wie der Teufel das Weihwasser. Ist es nicht viel praktischer, sich einen willigen Sündenbock zu suchen, der die Verantwortung für uns schultert? Oder eine Figur, mit der man so richtig fies umgehen kann? Nicht zuletzt sich selbst. Dazu gehören so uncoole Angewohnheiten wie:


  • Sich nie Fehler oder Schwächen vergeben, auch anderen nicht
  • Sich die Schuld dafür geben, alles schief läuft und die Welt in Richtung Abgrund rollt
  • Keinem so richtig trauen, schon gar nicht sich selbst
  • Kein gutes Haar an sich und andern lassen
  • Stets Katastrophen erwarten, wenn ... dann .. und daher lieber den Kopf einziehen
  • Dem Schicksal die Schuld für alles geben
  • Sich mit seiner eigenen Meinung zurückhalten, sich alles gefallen lassen. 
  • Natürlich auch nie „Nein“ sagen, obwohl man innere Widerstände spürt
  • Seine Ängste stilisieren
  • Andere bevormunden, kontrollieren, manipulieren
  • Alles als perfide Ungerechtigkeit empfinden, was einem widerfährt
  • Rachsüchtig sein bis die Kehle brennt – dabei ist die beste Rache NICHT mit gleicher Münze zurückzuzahlen


Dieser Katalog ließe sich noch munter fortsetzen. Die Regel heißt: Hasse dich selbst, dann kannst du davon ausgehen, dass das Leben dich auch hassen wird.

Mark Aurel hält dagegen


„Lebensglück ist eng mit den guten und wertschätzenden Gedanken verbunden, die man sich und anderen gegenüber hat“

Als Kaiser Marcus Aurelius Antonius Augustus bewies er Größe. Er stärkte die Rechte von Sklaven und Frauen (man beachte die Konnotation), dämmte die Tiberflut und die Pest ein. An den Grenzen des Römischen Reiches wehrte er Eindringlinge ab, und Christenverfolgungen gebot er Einhalt. Seine weise Außenpolitik schickte Gesandte nach China. 

Mit Mark Aurel starb 180 nach Christus auch das gepriesene Goldene Zeitalter Roms, sagt die Nachwelt. In die Geschichte ging er ein als Philosoph auf dem Kaiserthron, der sich in seinen „Selbstbetrachtungen“ zur Einheit von Denken und Handeln, Wort und Tat bekennt – als für ihn einzige Grundlage eines sinnträchtigen menschlichen Lebens. 

Heute wäre er vermutlich Coach, hoch gehandelter Experte für Lebensfragen, warum auch nicht?

„Die Kunst zu leben hat mit der Fechtkunst mehr Ähnlichkeit als mit der Tanzkunst, insofern man auch für unvorhergesehene Streiche gerüstet sein muss“ (Mark Aurel)


In diesem Sinne: "A G'sund's Neu's!"




Autorin, Journalistin, Imagetexterin & PR-Beraterin Sigrid Jo Gruner schreibt als MissWord! Webcontent, Magazin, Pressetext, Unternehmenspublikation, als Ghostwriterin Reden, Artikel und Bücher. In Strategieworkshops entwickeln Unternehmen und selbstständige Freiberufler mit MissWord! stimmige Positionierungen, Kernaussagen, Business- und Imagetexte und passgenaue Corporate Words. 


Tags: Glück, Mark Aurel, unglücklich sein

Bildnachweis:
Stocksnap.io Dave Meier

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen