Dienstag, 27. August 2019

Mittwochsthema: Kurz & gut - Generalist vs. Spezialist!

Hätten Sie es gern, wenn man Sie als beschränkt bezeichnete?


Monokultur oder Diversität? Ich plädiere für die Vielfalt.


Sie werden immer mehr, verifizierte oder selbsternannte Experten für dies und das. Gerne versehen mit den Attributen "einzigartig", "unübertroffen", "Deutschlands bester ...", "Europas größter ...". Treffe ich auf einen Vertreter dieser Spezies, reizt es mich entweder zum Schmunzeln oder ich ärgere mich, weil ich offenbar nicht die Chuzpe besitze, ein einziges Thema so (narzisstisch) selbstüberzeugt und prominent zu besetzen, als sei ich die einzige, die die Fähigkeit dazu hätte und dies mit Fug und Recht behaupten könne. 


Sozusagen der Hahn im Korb! 




Der Spezialist für Hennen genießt die Alleinherrschaft!


Aber das isses ja nicht! So ein Hahn hat's ja auch nicht leicht. Der Einzige auf dem Hühnerhof zu sein, kann einsam machen. Und dann muss er sich ständig neu bewähren und es den Damen beweisen. Denn ein Ruf, der sich auf eine einzige Qualität bezieht, ist rasch mal ruiniert .. tz tz tz .. Oder der Wind dreht sich und ein Konkurrent taucht auf aus dem Nichts. Dann ist es mit der schönen Marktnische genauso rasch zu Ende. 

Das berühmte Alleinstellungsmerkmal 

Hat das in diversifizierten Zeiten überhaupt noch eine Berechtigung? Stammt es nicht aus einer Marktsituation, die überschaubarer, konstanter, langfristiger getaktet war als die heutige, digital transformierte, in der das Tempo schwindelig machen kann? In einer Zeitenwende, in wir uns gerade auf sich rasant und gravierend verändernde Verhältnisse einstellen müssen? 

Wer heute als Experte gilt, kann morgen schon von einem disruptiv vorgehenden Angreifer aus seiner Nische gekickt werden.

Erfrischend, dass sich in letzter Zeit die Stimmen mehren, die gerade Solopreneuren, Einzelunternehmern, Selbstständigen zum Mut und Standing raten, zu ihrer Vielseitigkeit zu stehen. Ja, diese als eine hohe Qualität, ein gewichtiges Pfund in der Waagschale des Marktes zu bewerten. Einzigartig eben!

Wer einen gut gefüllten Fundus sein Eigen nennt, kann sich rascher wandeln, wenn dieser kein mitgeschleppter Ballast, sondern bravourös komponiertes und aufeinander aufbauendes Wissen darstellt.

Tut gut, ist richtig, macht Sinn! Es liebe die Vielfalt.


In einer Zeit der rasanten Veränderung droht die Nivellierung auf ein Mindestmaß. Das kann man beklagen. Kann ihr aber auch rebellisch begegnen. 

Ich begann meine Ausbildung ganz früh - schon als Achtjährige schrieb ich Aufsätze, die, wenn ich sie heute lese, mich tatsächlich staunen machen. Viel auf mich gestellt, fiel mir auch viel Freiraum zu, um nachzudenken, meine Liebe für Musik und Literatur kennenzulernen, Klavier zu spielen, in der nahen Natur herumzustreunen. Da gab es wilde Erdbeeren und Hagebutten, Wasserlilien und Seerosen, Maikäfer und der Biss in Kornäpfel, Mirabellen und Pflaumen hoch auf dem Erntewagen neben der Fachwerkmühle meines Großvaters, die mir später Bauchgrummeln verursachten.

Heute in Zeiten der Helikoptermütter, die ihre Kids im SUV bis zur Schulbank fahren und die Freizeit ihrer Kleinen minuziös einplanen, schwer denkbar.- Können überbehütete Kinder diese Überregulierung anders als über exzessive digitale Nutzung ausgleichen?


Alles Kürbis? Ja und nein.

Diese frühe naive Neugier und ihr Ausleben legten neuronale Spuren, die bis heute wirken. Interesse an und die Fertigkeit in vielen Gewerken (Journalismus, Public Relations, Lektorat, Theater und Medien, Kommunikation, Management, Veranstaltungsdesign und Lobbying, Psychologie) und Gattungen (Text, Buch, Drehbuch, Roman) pflasterten meinen Berufsweg mit farbigen Meilensteinen. Auf den ersten Blick könnten Außenstehende meinen, dass diese nicht immer etwas miteinander gemein hätten. Weit gefehlt!


Alles fügte sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen.


Es kommt  - wie so oft - weniger auf das Was, sondern auf das Wie an. Das Gesamtgebäude sollte von einem Hauptthema, einer tragenden Grundidee überdacht und von unterschiedlichen Säulen gestützt werden, die zusammen ein Ganzes ergeben. Ich rede keinesfalls einem "Bauchladen" das Wort, in dem neben Schnürsenkel auch Schönheitscreme und Macarons oder Rolex-Uhren angeboten werden. 

Menschen suchen viel weniger ein bestimmtes Produkt oder eine spezifische Dienstleistung als die Erfüllung eines Versprechens, das unter dem äußeren Erscheinungsbild hervorlugt und das der Bedeutung, die es für den Interessenten hat, so vollkommen wie möglich entspricht. Ohne emotional berührt zu werden keine Kaufentscheidung, es sei denn aus purer Notwendigkeit.

Lassen Sie sich keine Experten-Fesseln anlegen! Gehen Sie nicht in die Monokultur.


Der Experte hat seine Daseinsberechtigung, wenn er hält, was er verspricht. Wenn er ein Feld so prominent besetzt, dass kein Anderer dagegen anstinken kann. Der Generalist muss es nicht ständig beweisen. Er vertraut auf die Macht der Fülle - und auf sein inneres Wissen und Gefühl.

Das Leben ist zu vielfältig, die Welt (mehr denn je) so reich an Themen, Eindrücken, Interessen, Inspirationen, dass es eine Schande wäre, es in einer zugespitzten, beschränkten Bedürftigkeit, die sich Spezialisierung nennt, zu verbringen. Einseitige Spezialisierung ist auch Beschränkung. Das engt ein und verstellt den Blick ins Weite, das Gefühl für den Gesamtzusammenhang.

Natürlich rede ich hier keinem "Bauchladen" das Wort, in dem wahllos Schnürsenkel neben Rolex-Uhren liegen, sondern einem wohl komponierten, harmonisch sich gegenseitig ergänzenden Angebot verschiedener Interessengebiete und Fertigkeiten, Erfahrungen und Leidenschaften. Ganzheitlichkeit vs. Monokultur.

Die Monokultur ist auch in der Agrarwirtschaft umstritten. Pflanzen lieben die bunte Vielfalt. Und Böden nehmen Monokultur krumm. Sie ist kein Platz für Tiere und unwirtschaftlich obendrein.

Hätten Sie es gerne, wenn man Sie für "beschränkt" hielte? 


Ich stehe ein für meine Spezialisierung auf Diversität.


Der Nutzen für meine Klienten ist immens. Denn ich gucke genauer hin und flugs verschmelzen sich die richtigen Drähte in Bauch und Kopf, die für das Klientenanliegen von Bedeutung und Nutzen sind.

Und da soll ich dem Rat von einseitig geprägten Mono-Denkern folgen und meine Expertise, mein Angebot auf ein Mindestmaß zuspitzen? Mein USP ist die stupende Vielseitigkeit, die sich unter keinen Begriff pressen lässt - und vielleicht am ehesten als Generalistentum mit besonderer Ausprägung auf den Menschen und die Lösung seiner Bedürfnisse zu benennen wäre. 

Natürlich gibt es Vorlieben, Felder, in denen man Exzellenz erreichen kann. Hier spielen die Marktgesetze hinein, die Probleme, Wünsche und Bedürfnisse der Zielkunden oder "Wunsch-Menschen", die Bedeutung dessen was ich ihnen als Unterstützung und Begleitung anbieten kann.

Ich ging einen längeren Weg, um darin Gewissheit zu erlangen:


Ich bin Expertin für Vielseitigkeit!  


Heureka - das musste einmal gesagt werden!




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#Experte#Spezialist#Vielseitigkeit#Generalist#Diversität#Monokultur



Fotonachweis
Alle Pixabay
Gemüse: Sabrina Ripke
Hahn im Korb: Daniel Kirsch











Wort. Strategie. Text. Skript. Story. Buch. Kommunikation.

MissWord! - Sigrid Jo Gruners Alter Ego
Foto Thinkstock

Sigrid Jo Gruner unterstützt  als "MissWord! Manufaktur für das wirksame Wort" Unternehmen, Organisationen & Freiberufler, Berater & Coaches bei ihrer Marktpositionierung, mit strategischem Branding und individueller Unternehmenskommunikation. 

Schwerpunkte: 
Strategische Beratung, Redaktion & Texttuning, Qualitätstext. Buchcoaching. Content für Website,  Video- und Podcast. Online PR.

Skills: Interdisziplinäres Denken und Konzipieren, ganzheitlicher Blick, umfassende Betreuung. Digitale Handhabung - analoge Beziehung. 

Schwerpunktthemen: Alles was Sinn macht, nachhaltig Relevanz entwickelt und alle Sinne anspricht. New Work, digitale Transformation, Innovation & modernes Business, Personality, Food & Kulinarik, Gesellschaftspolitik.

Foto Thinkstock 177812813


Hier geht's zur kostenfreien Information: 0172.3244591





3 Kommentare:

  1. Liebe Sigrid, danke für deinen Beitrag. Ich glaube, dass das menschliche Durchschnittsgehirn in der Wahrnehmung einer Person oder eines Geschäftspartners bereits beim ersten Eindruck einen Zuordungsimpuls braucht. Umso klarer und einfacher dieser ist, desto fester wird der erste Eindruck verankert, findet Identifikation damit statt. Findet das Durchschnittsgehirn in der Phase der Erstwahrnehmung einen "Bauchladen" vor, für den es noch keine "Schublade" gibt, so entsteht oft Konfusion oder Mißtrauen. Als (spezialisierter ;-)) Investmentberater und Masseur, weiß ich wovon ich rede. Auch wenn ich in beiden Bereichen gleichermaßen qualifiziert bin, kommt oft die Frage (mit einem süffisanten Grinsen) ob ich erst die Massage gebe und anschliessend übers Geld rede.
    Ich bin überzeugt davon, dass ich in beiden Bereichen im Marketing / Erstkundengewinnung signifikant erfolgreicher wäre, wenn ich mich eindimensional präsentieren würde. Dies käme mir jedoch wie ein verbergen eines Teiles meiner Persönlichkeit vor. Da mir Authentizität sehr wichtig ist, habe ich mich bewusst für die generalistische Darstellung auf meiner Website www.qilounge.de entschieden. Diese Darstellung fordert allerdings Ihren Tribut und ist entgegen allen gängigen Marketingregeln. Ich befürworte dein Plädoyer von Herzen, denke jedoch, dass die eingefahrenen und vielfach medial gelenkten Denkstrukturen eine signifikant positivere Wahrnehmung der Generalisten verhindert.
    Vielfältige Grüße
    Joachim

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  2. Vielen Dank für Ihren Kommentar! Aber es geht ja gerade nicht um einen Bauchladen oder gar um gegensätzliche Angebote. Sondern um das gekonnte Zusammenspiel vieler Möglichkeiten und Fähigkeiten innerhalb eines weit gesteckten Branchenfeldes zu einem kongruenten Ganzen. Bei mir ist es die Bandbreite zwischen Beratung, Strategie, Public Relations und Online PR, unterschiedlichen Textformaten - Presse, Werbung, Redaktion, Magazin - bis zu Druckprojekten (Buch, Sachbuch, Roman, Mikrostory, Drehbuchtreatment, Videoskript) und E-Book. Auch Texttuning, Lektorat und Ghostwriting resp. BuchCoaching.

    Das kann sich von außen sich verwirrend ausnehmen, ist aber ein stimmiges Puzzle, das sich zusammenfügt, wenn man genauer hinsieht. Und selbstverständlich setze ich Prioritäten. Auch ein Unternehmenstext profitiert davon, wenn der Schreiber die klassische Dramaturgie verinnerlicht hat und Storytelling ohnehin - das wird sowieso meist falsch verstanden.


    "Ich befürworte dein Plädoyer von Herzen, denke jedoch, dass die eingefahrenen und vielfach medial gelenkten Denkstrukturen eine signifikant positivere Wahrnehmung der Generalisten verhindert" - verstehe ich leider nicht ganz. Meinen Sie, dass das Außen mittlerweile auf knappe, rasch erfassbare Eindeutigkeit so gepolt ist, sodass es sich rasch wieder erkennt? Man kann vielfältig sein und gleichzeitig fokussieren - das Hauptthema, das allem zugrunde liegt, auf der Website betonen, die Unterthemen in Blogbeiträgen oder Artikeln.

    Ich meine, es kommt sehr auf die Branche an. Als Schreiber ist es von immensem Vorteil, die Gesetzmäßigkeiten der unterschiedlichsten Formate und Genres zu kennen und vor allem umsetzen zu können.

    Herzlich, Jo Gruner

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  3. Guten Tag

    Dieser Artikel bietet wirklich eine super Hilfestellung! Großartig recherchiert! Genau das, was ich gesucht habe! Herzlichen Dank!

    Viele Grüße,
    Adpoint

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