Sonntag, 13. Juli 2014

Sonntagsthema: Der Sieg der Coolness oder Was Unternehmen vom Fußball lernen könnten ..

Heute ist der Tag des Herrn, für die meisten von uns wohl auch der Tag, an dem Jogi Löw endlich das tun könnte, was er bereits in dieser Fotoserie aus Spiegel Online zur Probe tat: Den Pokal im Arm halten!  Die Fotoreihe zeigt alle WM-erfolgreichen Fußballtrainer in der Minute ihres Triumphes. Ein zeitgeschichtliches Dokument, das wir gerne um eine weitere Facette erweitert sehen wollen. 

Halten wir aber eines fest: Was zählt, ist nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Performance, die Haltung, die Coolness, mit der man im Kampf immer noch das Spiel sieht. Wir lieben Sieger, die sich Anerkennung für die Scheiternden abringen - was ist letztlich Scheitern anderes als der Appell es beim nächsten Mal besser zu machen? Die Sieger von heute können die Verlierer von morgen sein. C'est la vie, nicht nur im Fußball.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel


In Deutschland sind fast 7 Millionen Menschen im DFB organisiert, von den Amateuren und Spontankickern in Legionsgrößen gar nicht zu reden. Warum haben sich diese nicht bereits zu einer politischen Partei formiert? Der Eintritt in den Bundestag und die Fraktionsstärke dürften ihr schon jetzt sicher sein. "Deutschland vor, noch ein Tor?" Fehlpässe und Blindgänger, die weit über das Ziel hinausschießen oder mit foulen Tricks den Gegner auf den Rasen werfen, sind in der Politik nicht unbekannt. Fußballerprobte Haudegen wären hier gar nicht falsch, oder?

Unter dem Eindruck des brillanten Halbfinales muss ich neidlos anerkennen: Fußball ist Kunst, Artistik, Kalkül, Köpfchen, Psychologie, Angriffslust, Disziplin und Leidenschaft .. und der Drang nach Perfektion. Eine Menge Identifikationsflächen. Streng genommen laufen über 80 Millionen mit über den Rasen. Angetörnt von einem Gefühlscocktail, der Massen enthusiasmiert (und nicht selten irrational reagieren lässt).

So betrachtet, rückt der kommerzielle Haut-gout, den der heutige Profi-Fußball unzweifelhaft hat, in fußballhistorischen Momenten in den Hintergrund. Ist Fußballgucken der Eintritt in eine Parallelwelt, die für Stunden glücklich und süchtig macht?

Warum müssen erfolglose WM-Fußballtrainer eigentlich gehen? 


Gespielt haben doch die 11 bzw. 22 auf dem Platz. Gut, Sie merken schon, von Fußballtechnik hab ich keine Ahnung. Ich sehe halt 44 Beine und die mühen sich redlich ab. Die Hochleistungsmaschine Fußballer muss alles bringen: Ausdauer, Kraft, Balance, Taktik, Geschick, Präzisison.. Gleichzeitig Teamplayer und Einzelkämpfer, leidensfähig und flexibel, wendig wie eine Ballettratte, schnell wie ein Windhund, geschlossen nach innen, aggressiv nach außen, emotional und rational zugleich.. 

Der moderne Fußballtrainer muss das große Ganze im Kleinen sehen und etwas Bleibendes schaffen wollen. Die Fallhöhe ist der des antiken Dramas ähnlich. Er dirigiert eine Truppe von Stars, die sich unterordnen, im entscheidenden Moment aber über sich und ihre Funktion hinauswachsen müssen. Selbstdarsteller haben hier nur bedingt Platz. Der Trainer bestimmt Position und Hackordnung und wird zum Zeitgenossen römischer Feldherren, die ihre Kohorten nicht ohne eine flammende Ansprache in die Schlacht führten. Oder zum Unternehmensleiter, der eine erfolgversprechende Haltung vorlebt, an der sich die Truppen .. äh .. Abteilungen ausrichten können.

Nebenbei: Erfolglose Feldherren stürzten sich im alten Rom in ihr Schwert oder machten ähnliche waghalsige Dinge. Damit ist eine Amtsenthebung im heutigen Sinne mit Aussicht auf eine neue attraktive Position an anderer Stelle nicht wirklich vergleichbar.

Unternehmen und Organisationen sind gut beraten, sich der Fußballer-Tugenden zu bedienen. Zumindest einiger der wichtigsten. Dabei helfen - ja doch, ein wenig Eigen-PR sei erlaubt - Strategie- und Kommunikationsberater. 

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