.. wie ein Berg nicht
aufhört zu rufen
Es
gibt 38 Viertausender rund um Zermatt, aber einer ist darunter, der anscheinend willenlos macht. Er ist aber auch eine echte Granate! In diesem Sommer feiert das Schweizer Alpendorf ein rauschendes Jubiläum. Selbst die Queen ist geladen. Schließlich war
es einer ihrer Landsleute, der erstmals seine 4.478 Höhenmeter bezwang. Und Zermatt eine
glänzende Zukunft bescherte.
Eine kleine und willkürliche Matterhorn-Chronik
14.
Juli 1865: Der britische Bergsteiger Edward Whimpley steht mit seiner
Siebener-Seilschaft ganz oben. Dort wo er schon mehrmals hin wollte. Heute kam
er durch. Über den Hörnligrat an die Spitze des Matterhorns. Als erster, noch
vor der italienischen Konkurrenztruppe, die von der anderen Bergseite gegen die
Pyramide aus Kalkstein, Gletscher und Eis anrennt. Auf dem Abstieg reißt ein Seil, und
vier Briten stürzen zu Tode. Das unglückselige Stück Tau ist heute im Zermatter
Heimatmuseum zu begutachten.
In
jeder kurzen Zermatt-Saison brechen ca. 3.500 Menschen auf, um das fast
Unmögliche zu schaffen. Der Kletterrekord „rauf-runter“- liegt bei phänomenalen knapp zwei Stunden! Inklusive Bergführer muss man mit mindestens 1.500
Franken rechnen. Das ist es den Bergstürmern auch wert. Seit 1865 sind
allerdings auch 500 Menschen dem Berg zum Opfer gefallen. Der Rettungsdienst
Zermatt bricht pro Saison zwischen Mitte Juni und Mitte September circa 300 Mal
auf. Ob es das auch wert ist? Doch die Magie der Alpen und insbesondere dieses
unwiderstehlichen Kolosses ist auch nach 150 Jahren ungebrochen.
1950:
Ein italienischer Graf will eine Seilbahn zum Gipfel bauen lassen. 90.000
entrüstete Unterschriften verhindern es. Das Matterhorn wird „schützenswertes
Naturwunder“. Bleibt es bis heute.
1988:
Reinhold Messmer erklimmt das Matterhorn. Für die Bergsteigerlegende eine
leichte Übung. Was ihn aber schier aus dem Tritt bringt: Oben in der Wand
stößt er auf einen Kiosk, prall gefüllt mit Souvenirs, Kitsch und
Klatschpresse. Tobsuchtsanfall Messmers wegen der Verunglimpfung eines schier
heiligen Berges. Immerhin des meistfotografierten der Welt. Was er wenig später
erfährt: Es war eine Ulk-Aktion von „Verstehen Sie Spaß“ – Leider wissen wir
nicht, wie Messmer reagierte ;-) Aber immerhin kam er wieder heil zurück ins Tal.
2012: Die später zur Miss-Schweiz gekrönte Linda Fäh bleibt beim Miss-Quiz die Frage nach dem Matterhorn schuldig. Reuig bricht sie auf und besteigt den Berg medienträchtig mit zwei Bergführern und einem Kamerateam.
Zermatt 2015
Heute
drängeln sich Touristen aus aller Welt im ehemals abgeschiedenen Alpendorf, das zu einem High Class Label für Exklusivität wurde. Besonders der frühe Sonnenaufgang gehört zum Pflichtprogramm der Hobbyfotografen. Japaner und Chinesen
üben sich im Winter auf den beschneiten Matten – und sommers auf dem Gletscher
– im Schneepflug. In China rutschen mittlerweise 5-6 Millionen Skifahrer auf Brettern mehr oder weniger steile Anhöhen herunter. Und sie wollen alle in die Schweiz. Auch Herr Yianliung Li
kam, ist geblieben und wurde gar Skilehrer. Gewöhnte sich sogar ans Käsefondue. Gibt es einen schöneren Beweis, was eine Granitlegende bewirken kann? ;-)
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