Dienstag, 21. Juni 2022

SCHREIBEN HEISST ... SICH ZU ÜBERARBEITEN TRAUEN

Die Kunst des Ver-Dichtens

Die Angst vor dem leeren Blatt quält gerne Menschen, die berufsmäßig Sachverhalte zu Papier bringen müssen. Schnell zusammenschreiben ist im Grunde kein Thema, das ist ihnen klar, doch die die Frage des Verdichtens & Verknappen, ohne die Verständlichkeit aufzugeben, plagt jeden Autor oder Schreiber. So bleiben Manuskripte, Texte, Vorlagen, Publikationen nur halb-gar.

Etliche Überarbeitungsgänge kosten Zeit, doch es lohnt zu hinterfragen, ob das eine oder andere nicht vernachlässigt werden kann.  Aber - wer killt schon gerne seine Babys? 

Schreiben ist Überarbeiten.





Ich plädiere mehr denn je dafür, komplexe Sachverhalte in personifizierte Cases oder Stories zu übersetzen - einem Herrn Mustermann das in den Mund zu legen, was sonst zu sehr ex cathedra klänge - gelebte Erfahrung schafft Vertrauen über Glaubwürdigkeit & Nachvollziehbarkeit. Und natürlich geht ein externer Blick (Redakteur oder Lektor) unparteiischer, strenger, gnadenloser mit einem Text um - im positiven Sinne. 


 

Als BuchMentorin und TextCoach mit einer großen Vorliebe für Texttuning habe ich eine Probe aus meinem Archiv geholt. Ein Berater bat mich, den hier  folgenden Textauszug  zu verknappen resp. zu verdichten:
 

Auszug - "Den Durchblick gewinnen"

 

 „Wir fahren auf Sicht und entscheiden situativ.“ 


Diese Strategie ist momentan wohl eine der am häufigsten gebrauchten Formeln für das aktuelle Handeln. Ich bin mir nicht sicher, ob manche diese Formel einfach nur nachplappern, weil man sich damit alle Optionen offenhalten. Wie dem auch sei, auch ich halte dieses Vorgehen in der aktuellen Lage in mancher Hinsicht für eine durchaus taugliche Handlungsoption.

 

Ohne Zweifel braucht es derzeit die kurze Sicht (z.B. Sicherung von Liquidität, Minimierung von Gesundheitsrisiken für Mitarbeiter etc.). Es braucht parallel dazu aber auch Weitsicht bei der Vorbereitung auf den Re-Start sowie der Überprüfung und Anpassung des Geschäftsmodells. Als Unternehmer oder Führungskraft bin ich zudem gezwungen häufiger die Perspektive zu wechseln. Als Brillenträger fällt mir dazu das Beispiel mit einer Gleitsichtbrille ein. Auch diese hilft mir dabei, häufige Perspektivwechsel vorzunehmen, ohne dass ich immer die Brille wechseln muss. Allerdings braucht eine neue Gleitsichtbrille immer eine gewissen Eingewöhnungszeit: Es dauert eine Weile und manchmal erfordert es auch Korrekturen, bis man richtig gut damit klarkommt. Während dieser Anpassungszeit sind Kopfschmerzen und Schwindelgefühle unangenehme Begleiterscheinungen. Mich erinnert dieses Bild sehr an die aktuelle Situation.

 

183 Wörter

 

Nach meiner Bearbeitung:


 „Wir fahren auf Sicht und entscheiden situativ.“ 

 

Diese Strategie ist wohl gerade DIE Formel für aktuelles Handeln. Sie nachplappern und sich alle Möglichkeiten offen halten scheint verführerisch. In unserer Situation eine durchaus taugliche Handlungsoption. 


Klar: Beide Facts bedingen sich gegenseitig: Kurze Sicht (unmittelbare Aufgaben wie Liquiditätssicherung, Minimierung von Gesundheitsrisiken für Mitarbeiter) UND Weitsicht (strukturelle Anpassungen bei Re-Start und Geschäftsmodell). 


Für Unternehmer/Führungskraft wird das Talent zum Perspektivenwechsel zum Must-have. Aha: 'Strategie Gleitsichtbrille!' Ein- und dieselbe Brille ermöglicht den Perspektiven- und Sichtwechsel. Beide - Kursanpassung und Gleitsichtbrille - verlangen Eingewöhnung. Diese kann langwierig und tendenziell unangenehm sein, von Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen und Anpassungsbedarf begleitet. 

 

Passt doch! 

 

100 W

 


Sicherlich geht es immer noch einen Tick knapper .. Aber damit will ich Sie hier nicht langweilen.


Bis bald. See you. Ciao. Au revoir. Salut. 


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22. Juni 2022