Samstag, 30. November 2013

Wenn's in der Nase kitzelt ..


.. muss es kein Schnupfen sein. Die Nase spürt es zuerst, sie geht dem Duft nach, der Sinne benebelnd aus gerösteten Maronen, Heidelbeerglühwein und gebrannten Mandeln aufsteigt. Die Weihnachtsmärkte, ja, ja. Trotz steigender Kommerzialisierung und Verflachung immer noch Publikumsmagneten. Vor allem wenn es draußen tatsächlich frostig und winterlich zugeht. Die Fantasie spielt uns eben gerne einen Streich und in der Illusion wird das Leben farbiger.

Was ist dran an der olfaktorischen Verführung? 

Nicht erst seit Patrick Süskinds "Parfum" kennen wir die Sogkraft der Düfte. Verschenken Männer deswegen so gerne "Riechwasser" an Weihnachten? Das kann glauben wer will, bestimmt ist es eben doch Torschlusspanik. Die Duft-Branche profitiert von der lähmenden Einfallslosigkeit der Last-Minute-Geschenke. Manchmal ist es aber auch gewollt - wenn Mann mehr oder weniger verhohlen mitgeteilt wurde, was Frau auf dem Gabentisch vorzufinden wünscht. Was eindeutig die klügere Lösung ist als Mann die Auswahl selbst oder dem Sonderpostentisch anzuvertrauen.

Mood Food aus der Gewürzdose

Auch auf dem Weihnachtsmarkt wecken Gerüche Gelüste. Zimt hat wie Vanille den Ruf eines Aphrodisiakums, Kardamom hellt die Stimmung auf, zusammen mit Ingwer in einem Tee vereint feuert es den Stoffwechsel und die Gedächtnisleistung an. Pfeffriges Muskat ist nicht wirklich eine Nuss, sondern der Kern einer pfirsichähnlichen Frucht, es aktiviert, und eine Überdosis kann ziemlich toxisch wirken. (Aber wer verzehrt schon zwei Muskatnüsse auf einmal? Selbstmord durch Muskatvöllerei?) Die Vanilleschote - die Kapselfrucht einer Orchidee aus Mexico - wird durch das sinnlich-warme Flavour zur Streicheleinheit. Exotisches Safran - hochpreisig und edel - kitzelt den Gaumen und lässt den Orient aufscheinen. Orangenöl und Grapefruit geben die pikante Fruchtfrische dazu. Nelken machen Speisen vollmundig und rund, von allen winterlichen Gewürzen bieten sie den höchsten Anteil an Antioxidantien. Chili passt vorzüglich zu orientalischen Gewürzen und schüttet Endorphine aus, dunkle Schokolade gibt Serotonin dazu - Glückshormone pur.

Also – reinbeißen in Spekulatius, Mandelmaccaron und Zimtstern, in kandierte Orangenscheiben, Elisenlebkuchen und Vanillekipferl – es bleibt uns ja (in der Adventszeit) kaum was anderes übrig!

Mittwoch, 27. November 2013

Mittwochssuppe: Picassos "Soupe à l'ail"

Pablo Picasso liebte es, wenn sich Freunde um seinen großen Esstisch versammelten und bodenständige, aber noble Gerichte in den Terrinen dampften. Aus seiner mediterranen Phase stammt diese Knoblauchsuppe, die durchaus dazu angetan ist, eine Schar von Vampiren in die Flucht zu schlagen. Falls in Ihrer Umgebung also Vampire ihr Unwesen treiben, kochen Sie doch heute mal

Soupe à l'ail nach Pablo Picasso *


Es ist ein einfaches, aber delikates Gericht, das wie alles Einfache dadurch schwer wird, dass es beste Zutaten benötigt. Also - keine Fabriktomaten, keinen angejahrten Thymian, keine überreifen Knoblauchknollen, nix außer olio extra vergine, möglichst französisches Landbrot und einen ordentlichen Schinkenknochen vom Fleischer ! 

Wir brauchen:

10-15 Knoblauchzehen, 4 Thymianzweige, Rosmarinnadeln, 4-5 Fleischtomaten, 1 Schinkenknochen, Olivenöl, 1 Lorbeerblatt, Paprikapulver, Salz, Pfeffer, geröstete Brotwürfel, Wasser

So geht's:

1 Geschälte Knoblauchzehen vierteln, in einer Kasserolle mit dickem Boden in hochwertigem fruchtigen Olivenöl unter ständigem Rühren dünsten, nicht bräunen! Geviertelte Tomaten zufügen und 10 Minuten dünsten lassen.

2 1 L Wasser aufgießen (auch Fleischbrühe), salzen, mit frischem Pfeffer würzen. Paprikapulver, Thymian, Rosmarin und den Schinkenknochen zufügen. Zugedeckt 2 Stunden sanft köcheln.

3 Knochen herausnehmen, Suppe durchseihen, ggfs. nachwürzen. In einer Terrine mit gerösteten und mit Knoblauch eingeriebenen Brotwürfeln bestreuen. Wer's mag, träufelt noch ein paar Tropfen des hochfeinen Öls darüber.

Dieses einfache, feine Süppchen holt auch in der frostigen Jahreszeit die mediterrane Sonne in Ihre Küche. Bon appétit!

Dazu ein wenig französische Tafelmusik - zwar russisch angehaucht - aber Picasso war ja auch ein Weltbürger - http://www.youtube.com/watch?v=NUk7XsbhprA

* Mehr Rezepte aus Pablos Küche? -  Ermine Herscher: Zu Gast bei Picasso, Heyne

Sonntag, 24. November 2013

Sonntagsthema: Wenn Weihnachten gelingen soll ..

.. sollte man jetzt Weihnachtsgans oder Pute beim Metzger des Vertrauens oder - besser noch - im Hofladen vorbestellen. 

Es sei denn, man begeht das Fest weniger traditionell oder unter Palmen. Auch feiern immer mehr Leute "Grüne Weihnachten"* mit vegetarischen Leckereien. - Dennoch hat schmackhaftes Federvieh einen festen Platz in weihnachtlich gestimmten Herzen. Ist es der betörende Duft? Sehnsuchtswellen aus Erinnerung an unbeschwerte Kinder-Weihnacht? Die energiespendende Beständigkeit fester Rituale? Oder brauchen wir einfach mal das Erlebnis von Völlerei und Völlegefühl? Menschen sind ja auch Masochisten, irgendwie, mehr oder weniger, dann und wann.

Ich hab mir dazu Gedanken gemacht und sie zu allem Überfluss noch niedergeschrieben, dabei delikate Gerichte gefunden, leicht und bekömmlich (na ja, nicht immer, aber einfach zu handhaben) - einmal im Jahr sei Völlerei erlaubt.

Frei nach Witwe Bolte - Guckst du hier: http://www.kochform.de/Fleisch-VI-Best-of-Hausgefluegel.htm

Demnächst flattert keckes Wildgeflügel dem zahmen Hausfedervieh hinterher: Rebhühner, Fasane, Schnepfen, Wildenten, Wachteln .. Für mich noch reizvoller und raffinierter als die Hausgenossen Gans, Ente und Huhn. Federwild gehört zu den wenigen Fleischlieferanten, die noch weitgehend artgerecht gehalten oder gleich direkt auf der freien Wildbahn nach einem hoffentlich glücklichen, hormon-und antibiotikafreien Leben stressfrei erlegt werden. Das heißt: Ethische Maßstäbe, Gesundheit und Genuss kommen gleichermaßen zu ihrem Recht!

Nach dem Genuss einer in Butter gebratenen und mit Trüffelöl veredelten Wachtel oder Waldschnepfe sehen Sie "Du Schnepfe!" in einem ganz anderen Sinnzusammenhang!

* Mehr zu "Grüne Weihnacht"? MissWord! ( jogruner@online.de) liefert den Link.

Samstag, 23. November 2013

Aufatmen in Hamburg - nu iss sie eröffnet ...

.. aber eben nur in mini - die Elbphilharmonie. Neben dem Berliner Flughafen und Stuttgarts Bahnhof die spektakulärste Baustelle der Republik und Anlass für unverhohlenen Hohn .. ja, ja so ist es nun mal mit den Vorzeigeprojekten. Ehrgeizige Blüten egomanen Machtgehabes? Na ja, ein Denkmal sind sie alle schon, irgendwie.

http://www.spiegel.de/video/elbphilharmonie-im-kleinformat-eroeffnet-im-miniaturwunderland-video-1308696.html

Donnerstag, 21. November 2013

Wie hätten Sie's gerne - zuhause? Leger oder skurril?

Ein beliebtes Klischee: Deutsche, vorzugsweise Spießer, die sich auf dem Sofa lümmelnd, beim Unkraut jäten im Schrebergarten oder bei der hingebungsvollen Lackpolitur unverhofften Besuchern oder feixenden Nachbarn in poppiger Fallschirmseide oder im Netzunterhemd präsentieren oder in Boxershorts, kombiniert mit Jesuslatschen. Vor unserer Zeit gab es die "Hausjacke", die dem Herrn des Hauses gereicht wurde (möglichst durch ein knicksendes Stubenmädchen), wenn er es sich nach der Mühsal des Tages im "Herrenzimmer" bei Zigarre und Cognac kommod machen wollte. Die dazugehörige Dame des Hauses (nicht zu verwechseln mit der "Hausdame") warf sich ein "Hauskleid" über und widmete sich dem Stickkissen. Bequem war wohl beides nicht, gewiss aber repräsentabel.

Dass es heute deutlich individueller geht, zeigt diese skurrile Fotostrecke - zum Nachmachen anregend - Wie treten Sie zuhause Ihrem Postboten gegenüber? Wenn das mal nicht zum Herzkaschperl (auf Seiten des Postmanns) führt .. http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotoserie-von-klaus-pichler-zeigt-kostuemierte-zu-hause-fotostrecke-103576-3.html

Mittwoch, 20. November 2013

Mittwochssuppe: Herbstliches Gemüsecurry


Eine Suppe für alle, die mit durchgefrorenen Knochen an einem frühen dunklen Herbstabend nachhause kommen. Ingwer, Curry, Kardamom heizen ein, schöne Aromen wirken stimmungsaufhellend.

Rheinisches Gemüsecurry

Kein Widerspruch, das Gemüse kommt bei mir ganz rheinisch um die Ecke vom Bauern aus der Voreifel, die Currypaste - hot and spicy - aus dem Thai-Laden. Hinweis: Hier gibt's bewusst nur ungefähre Mengenangaben. Jedem seine individuelle Suppe!

Die Gemüse lassen sich nach Vorliebe austauschen: Auch Spitzkohl, Brokkoli, Spinat, Mangold, Kürbis, Karotten, rote Bete sind denkbar. Eine Basis-Suppe, die viele Spielarten erlaubt.

Wir brauchen:

Rote Zwiebel, Ingwerwurzel, Chilischote, evtl. Knoblauchzehe, Gemüsebrühe, Schafskäse, Kokosmilch, Kokosöl, Kartoffeln, Zucchini, Rosenkohl, Kirschtomaten, Petersilie oder Korianderkraut. Gewürze: Engl. Curry, Salz, Pfeffer, Zitronenabrieb, gem. Kardamom, Lorbeerblatt, frische Thymianzweige. Ggfs. Erdnüsse oder Sesam. - Das klingt jetzt aufwändiger als es ist, das meiste gehört eh zur Grundausstattung - selbst in Single-Küchen!

Tipp für Singles: Doppelte Menge herstellen und eine Portion einfrieren! (Dann al dente kochen)

So geht's:

(1) 1 kleine rote Zwiebel, 1 entkernte Chilischote und 1 cm Ingwerwurzel fein hacken, in Kokosöl andünsten,  1-2 Tl rote oder grüne Currypaste einrühren, kurz anrösten.

(2)Fein geschnittene rohe Kartoffelscheiben 3 Minuten darin braten, alles mit 1/8 L Gemüse- oder Hühnerbrühe aufgießen, Fond vom Boden der Kasserolle lösen.

(3) Zucchinistifte, kleine Rosenkohlköpfe, eine Handvoll Kirschtomaten zufügen,  Lorbeerblatt, frische Thymianzweige einlegen. Salzen, pfeffern, aufkochen, Temperatur drosseln, 3-5 Minuten köcheln lassen. Gemüse bissfest lassen. Ggfs. Brühe nachgießen (nach Geschmack und Mengenbedarf).

(4) Mit cremiger Kokosmilch abbinden, milde Schafskäsewürfel in der Suppe schmelzen, mit englischem Curry, Bio-Zitronenabrieb und Kardamom nachwürzen. Über die fertige Suppe fein gehackten Koriander (alternativ: Petersilie) und einige gehackte, fettlos geröstete Erdnüsse streuen (alternativ: Sesam)

Lecker dazu: frisch aufgebackene Sesamfladen und ein Hauch Mangochutney.

Ein einfach hergestelltes Süppchen, das eine Menge Nähr- und Vitalstoffe bietet. Kokosöl ist eines der wertvollsten Öle, die uns die Natur zur Verfügung stellt. Es hat eine cremige Konsistenz, schmilzt schnell, wird sehr heiß ohne zu verbrennen und gibt Fleisch, Gemüse, Fisch, Meeresfrüchten Tofu ein sinnlich-warmes Flavour, ohne dass man die Kokosnuss herausschmeckt.

Dann mal das gute Messer gewetzt!

Montag, 18. November 2013

Fett, Fette, fetter?

Nö, offenbar nicht. Schwer verteufelt, oft verkannt. Der Mensch braucht Fette, um seinen Organismus in Schwung zu halten. Bloß - wie viel und welche? Darüber herrscht oft Unklarheit. Interessantes SPIEGEL-Video: http://www.spiegel.tv/filme/ndr-45min-fett.

Die mediterrane Küche ist keineswegs fettarm. Mit mit dem gequetschten Gold der Oliven geht man großzügig um, Käse im Überfluss und in bestimmten Regionen (wie Norditalien) regiert sahnige Butter. Und dennoch gehören die Landesküchen rund um Mittelmeer und Ägäis (neben einigen asiatischen) zu den gesündesten der Welt. Die Menschen mit den höchsten Lebenserwartungen leben dort. Übrigens auch in Frankreich, wo man gerade Butter und Crème fraiche nicht abwehrend gegenübersteht.

Was machen wir falsch? Sicherlich spielt auch die Art wie wir Lebensmittel zubereiten eine entscheidende Rolle und mit welcher Haltung wir Nahrung zu uns nehmen. Mit Genuss, Dankbarkeit und Freude? Oder nur als notwendiges Übel? Das zudem nicht viel kosten darf? -

Essen gehört zur Lebenskultur! Und einzigartige Nahrungsmittel sind Kulturgüter einer ganzen Nation. Franzosen und Italiener wissen das: Hier werden ein Huhn (Bresse) und eine Pizza (Napolitana) unter staatlichen Schutz gestellt. Bravo!

Guckst du auf www.kochform.de/Wissen.html - unter "Länderküchen" gibt's mehr Infos.

Sonntag, 17. November 2013

Sonntagsthema: How to be a smashing Single!

Mehr als 16 Mio. gibt es von ihnen allein hierzulande. Und es werden eher mehr als weniger, dafür sorgt schon der demografische Faktor.

Singles werden in der öffentlichen Meinung oft mies behandelt: Hedonistische Selbstsucht wirft man ihnen vor, Bindungsunfähigkeit, Verantwortungsunwilligkeit, kaltherzig berechnende Bequemlichkeit, sorgloses in den Tag Hineinleben, nervig-weinerliche Geschwätzigkeit .. Das tut weh! Singles alle in einen Topf zu werfen, heißt es sich gedankenlos leicht zu machen. Denn die Spezies "Single" kommt - genauso wie die der Menschenaffen - sehr unterschiedlich daher, und zwischen einem Yuppie-Leben in göttlicher Selbstbezogenheit und der aufgezwungenen Einsamkeit von verwitweten Senioren tut sich ein breiter Graben auf.

Was ist dran am Single-Bashing?

Sind Singles gerade in der bitter-süßen Melancholie des Herbstes allesamt Opfer von Depression und Frust? Mit der einzigen Sehnsucht im Herzen, in den Hafen einer geordneten Beziehung einzufahren, um diesem haltlosen Zustand ein Ende zu machen? Gibt es ein Leben jenseits von Familie und Beziehung? Und wenn ja, wie lebt es sich damit? Warum haben Singles keine Lobby so wie Starkbiertrinker und Schildkrötenhalter?

Selbst bewusst Single, habe ich dieses Thema gekapert und ermittle gerade mit wachsender Neugier, was dran ist an den teils einfältigen, teils strengen oder auch neidischen Beurteilungen. Daraus wird ein Buch entstehen, das Singles und Nicht-Singles Fingerzeige gibt, wie ein Single-Leben zu einer richtigen Rakete werden kann. Ohne Reu, ohne Rechtfertigungszwang, mit Hilfe einer kleinen mentalen Veränderung und einiger praktischer Tricks, die den Single-Alltag erleichtern. Denn eines schon vorab: Ein Single hat hierzulande kein allzu leichtes Leben! ;-)

Aufräumen mit einem Missverständnis!

Mit sich selbst friedlich allein zu leben, heißt noch lange nicht, erbarmungslos einsam zu sein! Wir sind alle Singles, mehr oder weniger, einmal oder mehrmals im Leben, freiwillig oder durch die Verhältnisse dazu gemacht - machen wir das Beste aus dieser Lebensform, die ihre Berechtigung hat wie alle anderen auch und genießen wir die Vorzüge, in dem wir die Nachteile schlichtweg ein bisschen hinbiegen.

Da halte ich es mal mit dem Alten Fritz (an dem ich sonst vor allem seinen Hang zum guten Essen schätze*) - Alles ist möglich - jeder nach seiner Fasson! Übrigens war auch er eine Art Single - seine ihm aus Staatsgründen angetraute Frau Gattin ließ er (vermutlich wirklich einsam) an sehr langer Leine emotional verhungern. - Nicht gerade ein Sympathikus!

Demnächst mehr in einer Leseprobe "How to be a smashing single" ..


* Der Legende nach gehörte u.a. Schinkenpastete mit Orangen-Meerrettichsauce zu seinen Leibspeisen.

Dienstag, 12. November 2013

Davon träumen Biertrinker ..

Ein Huhn, das zwar keine goldenen Eier legt, dafür aber goldenen Gerstensaft in Flaschen. Wie das funktioniert zeigt ein Werbespot für eine argentinische Biermarke, reichlich abgefahren: http://www.horizont.net/aktuell/agenturen/pages/protected/Auftritt-des-Tages-Das-bizarre-Maerchen-vom-Bierflaschen-legenden-Huhn_117710.html

Sonntag, 10. November 2013

Sonntagsthema: "Schreiben kann schließlich jeder" (?)


Ist das tatsächlich so?

Mehr als 2 Mio. totale Analphabeten und ca. 7,5 Mio. funktionale Analphabeten soll es einer Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2011 zufolge deutschlandweit geben. Weltweit sollen es 862 Millionen sein, die nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben können. Ein irritierendes Faszinosum. Denn es stellt sich unweigerlich die Frage, wie ein Mensch mit einem solchen Defizit erfüllt durchs Leben gehen, wie eine Alltagswelt bewältigen kann, die immer komplexer und unübersehbarer wird? Wie geht man damit um, von einem Großteil der umgebenden Welt ausgeschlossen zu sein?

Bereits die Fähigkeit die eigene Muttersprache mittels einer Basis-Lese- und Schreibkompetenz hinlänglich zu bedienen, scheint also einer deutlichen Qualifizierung gegenüber einem nicht unbeträchtlichen Teil der Bevölkerung gleichzukommen. Scannen ersetzt Lesen? Schnelles Rezipieren von Keywords den Konsum des Inhalts? Es erstaunt nicht, dass Textqualität von vielen Menschen nicht immer ausreichend und differenziert beurteilt und gewürdigt werden kann.

Immer mehr, billiger, schlechter?

Gleichzeitig erleben Text und Content einen Boom. Massenbedarf wird massenhaft befriedigt. Massenausstoß zieht unweigerlich einen Einbruch bei Qualitätsstandards und Qualitätserwartung nach sich. Textportale, bei denen man für 1,2,3 Cent pro Wort Texte ordern kann, die sich rasch ihrem Verfallsdatum nähern, tragen dazu bei. Für manche Formate und Ansprüche mag dies durchaus taugen. Auch für Profis, die gerade Luft zwischen anspruchsvollen Aufträgen haben, kann es eine Fingerübung bedeuten, für vergleichsweise miserable Bezahlung sich an neuen Themen zu erproben oder unterschiedliche Formate kennenzulernen. Die Ausgangs- und Ertragsbedingungen schwanken je nach  Qualität, Erfahrung und Kompetenz auf der einen Seite - Anspruchsverhalten und Erwartung auf der anderen. Das Gros der Billig-Schreiber sind Amateure, gegen die im Grunde nichts einzuwenden wäre. Wenn sie nicht zu einer Verschlackung des Marktes und der Vernebelung von Qualitätsstandards beitragen würden. Und zu der kühnen Behauptung: "Schreiben kann jeder!" (s.o.)

Dass diese Entwicklung auch zum Tricksen anregt, überrascht nicht - getürkte Texte etwa - kopierte Inhalte, die mehr schlecht als recht umformuliert werden, um dem Google-Verdikt "Duplicate Content" zu entgehen. Dass damit auch Urheberrechte verletzt werden, ficht kaum jemanden an.

Unique Content mit Niveau sieht anders aus.

Im Schnelldurchgang produzierten Texten fehlt vor allem eines: Zeit zu reifen. Für beschämend wenig Geld Texte fließbandmäßig zu produzieren, bedeutet den Blick fest auf die Uhr zu richten bei gleichzeitig drastisch reduziertem Controlling. Und dies muss unweigerlich Qualitätseinbußen nach sich ziehen. Was einen guten Text ausmacht – Zieldefinition, Leseranalyse, Konzept, Strategie, Recherche, Überarbeitung, Reife -  kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Von den soft und hard Skills des Schreibers gar nicht zu reden. - Das sollte beiden Seiten sehr wohl  bewusst sein. 

Billig kann sehr teuer kommen. Denn jede Äußerung eines Unternehmens, in Wort und Schrift, trägt zur Vertrauens- und Imagebildung bei, ob im positiven oder negativen Sinne.

You get what you pay for.




Samstag, 9. November 2013

Samstagstipp: Mordlust in den Augen?



In zwei Tagen hat St.Martin seinen Auftritt. Nicht nur Kinder mögen ihn (leider auch dieses unsäglich abgedroschene Laternenlied ..). Der fränkische Pelzmärtel geht von Haus zu Haus, und Tage vorher ging es in weiten Teilen des Landes den Gänsen an den Kragen.

Warum nicht schon einen Tag vorher, also zum morgigen Sonntagsmenü, einer Gans den Garaus machen? Wenn Sie einen ganzen Vogel scheuen oder Ihr Bräter kein 3-kg-Teil beherbergen kann, machen auch die Einzelteile Spaß und Appetit. Natürlich kann man Mitleid mit der armen Gans haben, aber ist sie nicht auch ein bisschen selbst daran schuld? Wäre sie doch nicht so köstlich ... Und wenn sie es so gut hatte im Leben wie die Gänsesippen, die ich auf Sylt gesehen habe, die in der salzigen Nordseeluft und auf saftigen Deichwiesen mit viel Geschnatter viel Auslauf genießen durften, kann man diese kleine politische Inkorrektheit (einmal im Jahr) vielleicht verzeihen.

Mein Tipp: Gänsebrust mit – na klar – Granatapfel! Einfach und fix!

Gänsebrüste (vom Markt oder Metzger) salzen, pfeffern. Mit der Fettseite im Bräter 5 Minuten schön rösten, dann wenden, abermals 5 Minuten, Fett abschöpfen, aber aufheben! Schalottenviertel, Knoblauch, frischen Salbei und gehackte Walnusskerne dazugeben und mit braten Mit ½ l Geflügelfond angießen. Saft von einem Granatapfel und ca. 2 EL Granatapfelsirup (wer’s neutraler will: Cognac) in den Fond einrühren, salzen pfeffern, 20 Minuten schmoren. Gänsebrüste auslösen, geschnitten in der Sauce servieren, mit Granatapfelkernen bestreuen. Wer’s sämiger mag, gibt einen EL Sahne in die Sauce. Frisch pfeffern!

Na, dann mal schnell zum Hofladen und nach den coolen Brüstchen fragen. (Zur Not kann hier auch ein Griff in die TK-Truhe bei Rewe, Edeka oder Feinkost-Aldi weiterhelfen. Schließlich lieben die ja dort Lebensmittel .. Sagen sie zumindest.)

Dazu passen ein schaumiges Selleriepüree und eine Handvoll Acker- oder Feldsalat, der es mit kleinen, krossen Tiroler Speckwürfelchen faustdick hinter den Ohren hat. Hmmmh! Wer’s mag, kann durchaus einen spanischen Rosé-Cava dazu öffnen. Verdient hat sie ihn, die Gans.

(Originalrezept auf www.kuechengoetter.de)

Sonntag, 3. November 2013

Sonntagsthema: Der dröge November

Der Herbst bäumt sich noch einmal auf und zeigt Gold, Rot, Kupfer, Rostbraun, Erdgerüche, starke Farben, auf denen sich Sonnenfunkel brechen. Aber dennoch ist es November. Der Wind frischt auf und die Vögel sind schon auf und davon. Wir sind im Monat, der hierzulande vielen viel abverlangt - Schmuddelwetter, spätes Morgenlicht und frühe Dunkelheit, nasser Asphalt, erster Frost und ab Halloween Gedenktage (fast) ohne Ende. Friedhöfe werden zu Ausflugszielen am Wochenende, Chrysanthemen, winterharten Grabschmuck und ein Schäufelchen im Gepäck, fühlt sich mancher schwermütiger als ihm gut tut.

Endzeitstimmung? Im Barock richtete man Jahrmärkte auf den "Beinfeldern" aus und der Tod war ein Vertrauter im Alltag. Auch heute geht man andernorts entspannter und oft ausgelassener mit der Ewigkeit um und feiert die Feste wie sie fallen.

Etwa in Lateinamerika. Guckst du hier: http://www.spiegel.de/fotostrecke/dia-de-los-muertos-fotostrecke-103321.html#ref=nl-dertag

Samstag, 2. November 2013

Ein Fleisch-Skandal - oh ihr armen Schweine!


Eine kategorische EU-weite Herkunftsbezeichnung würde Fleisch um mindestens 50 Prozent verteuern. *

Aufschrei unter den Verbrauchern! Denn der (niedrige) Preis ist hierzulande flächendeckend das Kaufkriterium Nummer Eins bei der Auswahl an Fleischtheke und Tiefkühlboxen. Eine Schande. Natürlich wünscht man sch gleichzeitig Qualität und gesunde Herkunftsbedingungen für die armen Schweine, aber wie geht das bei einem Kilopreis von rund 3 Euro? Da unterläuft dem Verbraucher wohl ein gravierender Denkfehler - oder ein enormer Verdrängungsakt. Wie die "normalen" Aufzuchtverhältnisse beim deutschen Lieblingsnahrungstier Schwein aussehen, hat eine SPIEGEL-Dokumentation vor ein paar Wochen eindringlich beschrieben. - Wann werden wir schlauer?

Übrigens: Der Fleischkonsum weltweit reicht von 122 kg pro Mensch und Jahr in den Vereinigten Staaten bis zu 11 kg in Ostafrika. In Deutschland sind es 62 kg/Jahr.

Davon werden nur 700 g Lamm pro Mensch und Jahr verzehrt, zum größten Teil von unseren ausländischen Mitbürgern. Dass Lamm so wenig Zuspruch bei uns genießt ist unverständlich und sowohl kulinarisch als auch gesundheitlich fehlgeleitet: Dem Lamm werden unter den Nutzfleisch-Lieferanten die natürlichsten und am strengsten kontrollierten Aufzucht- und Lebensverhältnisse gegönnt. Geprüfte Herkunftsnachweise geben dem Verbraucher Sicherheit. Eine naturnahe Ernährung belohnen Lamm, Schaf und Bock mit einem gesundheitlich wertvollen und gleichzeitig hochschmackhaften, vielseitigen Genuss. Määääh! (s. dazu http://www.kochform.de/Fleisch-III-Neues-von-Laemmchen-und-Boeckchen.htm)

* http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/eu-bericht-warnt-herkunfts-label-verteuert-fleisch-massiv-a-931310.html#ref=nl-dertag

Freitag, 1. November 2013

Nu isses geschafft! Das Baby ist da.

Nicht Jessica-Clara, Lavinia-Antonia oder Petunia-Joycelyn, sondern schlicht MissWord!

Nach drei Monaten Geburtswehen ist sie nun im Netz, meine neue Website. Und ab heute wird sie bereits zu altern beginnen. Das ist ja wie beim Autokauf, kaum ist man mit dem neuen Liebling durch die Werksausfahrt gefahren, ist er im Wert gefallen. Na ja - ganz so schnell wird es hoffentlich nicht gehen - denn so bald möchte ich diesen Kraftakt nicht schon wieder leisten. Außerdem sind noch Polituren notwendig, Ergänzungen, Aktualisierungen, die ersten Kratzer ausbessern. Der erste Newsletter muss raus, die Downloads wollen vervollständigt werden .. Aber arbeitsfähig ist sie - www.missword.de steht zur Verfügung. Laden Sie sich schon mal den Text "So werden Sie sichtbar!"herunter. Und empfehlen Sie ihn weiter.

Merci an Julia Michalczyk (DEERN&BUTTJE) für die Design-Unterstützung, Dankeschön an Webmaster Daniel Stark (Web-Stark)
.