Samstag, 1. Mai 2021

 

 




Reminiszenzen aus meinen Potsdamer Jahren


Der Alte und sein Hund

 

Ecoute, mon ami“, sagt der König zu seinem Lieblingshund, auf dem Rasenplatz vor Sanssouci, dort, wo die Weinterrassen in das freundlich-sanfte Tal hinabfallen, „hier lassen wir ihn begraben, wenn seine Zeit gekommen ist, parole d’ honneur, in unserer unmittelbaren Nähe. Dann fällt unser Blick auf ihn, wenn wir im Schloss Flöte spielen oder mit Voltaire diskurrieren." Der Hund knurrt leise. Der König nimmt es für Zustimmung. Dann verfallen beide in Schweigen. 


Schwer und stockend fallen die nächsten Sätze: “Mon Dieu, manchmal meine ich, Er sei das einzige Wesen, das mir anhängt. Bien, auch Katte war mir zugetan, damals in Rheinsberg, aber freilich ... weit zurück, ich erinnere mich kaum. La vie est courte et la mort est longue ... kurios, kurios..“ Seine Hand, faltig und grau, übersät mit Altersflecken, eher die Tatze eines Fossils, tätschelt dem Windspiel über den flachen Kopf. Es schaut nach oben und leckt dann die Hand des Herrn. Was bleibt ihm übrig? Es ist die Hand, die ihn nährt, liebkost oder straft – alles zu seiner Zeit. 


Der Hund könnte nun erwidern: „Einmal im Schatten des Großen zu ruhen, ist eine überaus süße und ehrenvolle Vorstellung. Wie kann ich Euch danken für diese Güte, Sire?“ Aber er zieht es vor zu schweigen. Das hält er für entschieden philosophischer. Außerdem kann er kein Französisch. Aber der König liebt es nicht, in der Sprache adressiert zu werden, derer er sich selbst nur unbeholfen und daher äußerst selten bedient.



Foto Pixabay, BenBe


sjgruner/missword.de/1.5.21

Projekt Branding mit Content Marketing



BRANDING - Ein neuer Klient fragt an.

DRAMA IN 7 AKTEN im Telegrammstil

Warum kommt mir gerade der Film "Die Ehre der Prizzis" in den Sinn? 

Diese wunderbar schwarze Komödie und Persiflage der "ehrenwerten Gesellschaft", in dem Jack Nicholson und Angelica Huston brillieren?


1. Akt
Interessent fragt nach Positionierung, Branding & Content Marketing. Branche: Beratung/Coaching. Begeistert von dem, was er von mir gelesen hat. Bekommt ausführliche Vor-Infos und Angebot - das ist legitim. 

 

2. Akt:

Fragt nach weiteren Vorleistungen. Das schon weniger. Aber was soll's? Er bekommt eine auf ihn zugeschnittene Kostprobe, weil ich mich dann bereits in sein komplexes Thema einfühlen kann. 

3. Akt
Es folgt ein Hin und Her mit neuen Wünschen, Nachfragen, langatmigen Telefonaten. Aufwand mittlerweile 5,5 Stunden, das ist nicht mehr legitim. - Warum ziehe ich hier nicht die Notbremse??

4. Akt
Angebot ist schriftlich bestätigt. A-Konto-Rechnung ist zugestellt.
Er wünscht ganztägigen Workshop-Termin, Konferenzraum mit Technik & Whiteboard ist gebucht und angezahlt. Erhält Fragenkatalog, Vor-Analyse und Agenda. Weitere 2,5 Stunden. Okay. Soll ihm ja Mehrwert bringen. 


5. Akt
Einen Tag vor dem Workshop-Termin eine knappe Mail. Habe es sich anders überlegt. Eine fadenscheinige Begründung, unglaubwürdig. 

6. Akt
Die A-Konto-Rechnung gleicht er nicht aus, geht in Deckung, reagiert nicht auf Kommunikationsversuche & Erinnerungen. Wohl nach Tikituku-Land ausgewandert. 

 

7.Akt:

Eintreffen anmaßender Anwaltsbrief – Ich hätte da wohl etwas missverstanden  - häääh?? 



Was bleibt? Frust? Nein, Erkenntnis:

 

  • ·      Früher auf die Bremse treten! 
  • ·      Genauer hinsehen.
  • ·      Auf die Intuition hören. Nicht jeder hat Anstand und Geschäftsmoral. 
  • ·      Mich zügeln in meinem Interesse, Klienten das Beste zu bieten, bevor ich diese nicht gut genug kenne.
  • ·      Klienten finden, die bereits sind, in vertrauensvollen Kontakt mit mir zu gehen, weil sie wissen, dass sich dann rasch und ausgiebig Erfolg einstellt. 
  • ·      Kunden, die kostenlose Vorleistungen abgreifen wollen, frühzeitig erkennen und verabschieden.
  • ·      Es gilt immer noch die „Anstands“-Regel – Auch und gerade angesichts der Corona-Abstands-Regeln.






      MissWord!/sjgruner/1. Mai 2021