Mittwoch, 27. Juli 2016

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Mittwochssuppe: Orientalische Linsensuppe mit oder ohne Hammel

Heute ist Mittwoch: Heute gibt's Suppe!


Linsen werden hierzulande mehr in Herbst und Winter datiert. Aber wenn es sich um die rundlich- feinen, roten Linsen handelt, die sich so herrlich sämig zu Püree und Suppe verarbeiten lassen, machen wir gerne eine Ausnahme. Die türkische Küche ist ein Eldorado für die Geschmacksnerven und für das Auge.
Besonders der Reichtum an Beilagen und Vorspeisen, die nicht selten von einem gegrillten Hammelkoteletts oder einer im Ofen geschmorten, gekräuterten Lammhaxe begleitet werden, gibt einen Eindruck von der Vielfalt der türkischen Landesküche. Für Vegetarier und Veganer ohnehin eine reine Gaumenfreude, denn beinahe alles was lecker schmeckt - von der Aubergine, Amaranth und Aprikose über Kichererbsen, Pistazien und Walnüssen zu Zitronen, Zuckerschoten und Zucchini - wird im Land selbst produziert und zu fantasie- und geschmackvollen Gerichten verarbeitet.


Des Sultans Labsal - Orientalische Linsensuppe


Wir benötigen:

200 g rote Linsen, Salz, Lorbeerblätter, 1 Gemüsezwiebel oder zwei rote Zwiebeln, 2-3 kleine, aromatische geschälte Tomaten, 2 Knoblauchzehen, Olivenöl, 1/2 L Lammbrühe (alternativ: Gemüsebrühe), je eine Prise gem. Kreuzkümmel, Kardamom, 1 Tl Chiliflocken, Zitronensaft oder Bio-Zitronenabrieb, frische Dillspitzen (alternativ Kresse), etwas zum Süßen (Zucker, Birnendicksaft), 2 EL Pinienkerne.

Und so geht's:

1 Die gewaschenen Linsen mit 600 ml Wasser, Salz, Lorbeer mit geschlossenem Deckel weich kochen. Öfters umrühren. Anbrennen sollten die Linsen nicht, dafür auch gerne zerfallen. Danach die Lorbeerblätter herausfischen.

2 Klein geschnittene Zwiebel, Knoblauch und Tomatenwürfel im Olivenöl sanft andünsten. Pinienkerne, Kreuzkümmel, Kardamom, Zucker und Pinienkerne zufügen und alles dünsten, bis die Zwiebeln glasig sind. 

3 Gemüse-Gewürzmix zu den Linsen geben, alles pürieren, mit heißer Lammbrühe auffüllen, Menge nach gewünschter Konsistenz. Mit Zitronensaft oder Bio-Zitronenabrieb und Pfeffer abschmecken, mit gehackten Dillspitzen und Chiliflocken bestreuen.

Dazu schmecken kross aufgebackene Sesamfladen. (Und natürlich ein saftiges Lammkotelett!


Variante Püree:

Das (erheblich umfangreichere) Originalrezept stammt aus dem Kochbuch "Türkei vegetarisch" (Brandstätter Verlag). Verzichtet man auf die Gemüse- oder Lammbrühe, ergibt sich ein köstliches Linsenpüree, das man als Vorspeise, Brotaufstrich oder Dip oder als kongeniale Beilage zu gegrilltem Fleisch oder Eierspeisen genießt. Es schmiegt sich gerne an rote Bete und Schmorgurken! Wer keinen Dill mag, verwendet fein gehackte Petersilie.




Bildnachweis:
Foto Fleisch/Gemüse: Stocksnap.io, Andy Chilton
Foto Marktstand, Stocksnap.io Christina Sicoli






Samstag, 23. Juli 2016

Aufgespießt: Jetzt in die Türkei reisen??

Sommerzeit - Reisezeit. 


Aber wohin heute reisen? Zumindest im europäischen Umfeld? Krisengebiete kann man mittlerweile überall ausmachen (die Schweiz ausgenommen). 


Die Türkei, die in den letzten Jahren weit aufgeholt hat in der Gunst der deutschen Urlauber, gerät jetzt wieder in Gefahr, diesen wertvollen Wirtschaftsfaktor einzubüßen. Die türkische Ägäis- und Mittelmeer-Küstenstriche, an die es die meisten Urlauber zieht, sind von Anschlägen und Politikwetterleuchten noch verschont geblieben, aber die großen Städte und der Osten im Grenzgebiet zu Syrien und Irak sollte man meiden. 

Auch die politische Wetterlage macht nicht wirklich Reiselust und der am 20.Juli verhängte Ausnahmezustand mindert den Reisegenuss (abendliche Ausgangssperre u.a.). Es empfiehlt sich nicht, an Gruppen- oder Massenveranstaltungen, geschweige denn an Demonstrationen teilzunehmen.

Nach dem Anschlag im Januar 2016, bei dem 9 Deutsche getötet wurden, wurde in den Medien kontrovers diskutiert: "Jetzt erst recht?" Oder "Das geht gar nicht!" z.B. in der FAZ  oder in der WELT im Januar 2016.





Dennoch und nach wie vor ist die Türkei ein wunderschönes Reiseland. Ein Beitrag auf diesem Blog aus dem Sommer 2014 mutet heute beinahe anachronistisch an. Mein damaliger Reiseknigge Türkei wirkt heute rührend altmodisch und beinahe obsolet. Dennoch hat auch er noch Frische und Gültigkeit. Times change, aber manches bleibt eben doch erhalten. Und was heute ein No-Go ist, kann morgen wieder Trend sein. 

Wer für diesen Sommer schon in der Türkei gebucht hat, und dennoch nicht (kostenlos) stornieren will, sollte sich gut informieren - z.B. auf diesem Türkei-Reiseblog, der die aktuelle Situation zusammenfasst und der Frage nachgeht "Ist mein Türkei-Urlaub sicher?"


Gute Reise? Tja.


Foto: Coffee Travel Book, Stocksnap.io

Sonntag, 17. Juli 2016

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsstory: Der Koch war immer der Gärtner

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsstory: Der Koch war immer der Gärtner: Wer schon öfters hier mitgelesen hat, weiß, dass Gourmandise hier eine genüssliche Rolle spielt und ich gerne über Kulinarisches reflektier...

Sonntagsstory: Der Koch war immer der Gärtner


Wer schon öfters auf diesem Blog zu Besuch war, weiß, dass Gourmandise hier eine genüssliche Rolle spielt und ich gerne über Kulinarisches reflektiere. Im kalendarischen Hochsommer, in dem schon die ersten Kürbisse auf dem Markt prangen, gibt es mal eine leichte Kost, einen winzigen Happen eines Gourmet-Thrillers, der in meiner Schreibtischschublade ein vergessenes Dasein führte. Und in dem der anzügliche Kürbis eine nicht unbedeutende Rolle spielt.

Heute kommt die Wahrheit ans Licht: Viel Spaß mit Henry, dem Sternekoch!



Mord à la carte 

oder

Der Koch war immer der Gärtner


Henry, ein zartes, anhängliches Kind, wird von der Mutter allein aufgezogen. Seit er einmal unbeaufsichtigt aus dem Hochbett fiel, wächst er nur noch ganz langsam. Mutter Elsa hat einen Hang zur Straße und vergisst schon mal das Kochen. Na ja, relativ oft, eigentlich kocht sie fast gar nicht. Henry hat ständig Kohldampf. Er behilft sich. Schon mit 5 Jahren bereitet er sich kleine Suppen aus einer Kohlrübe und einer Stange Lauch, die er den Marktfrauen abschwatzt, die ihn niedlich finden. Manchmal gibt es auch ein Stück Speck oder ein Mettwürstchen vom Metzger nebenan, der es unverantwortlich findet, dass Henry so spillerig ist. An einem Mann muss was dran sein, sagt er. Von ihm lernt Henry auch ein paar Tricks, wie er seine Suppen aufwerten kann. 

Wenn Mutter Elsa nach Hause kommt, trifft sie ihn oft in der Küche an. Da dies meist in der Nacht passiert, wenn sie schon einen über den Durst getrunken hat, kommt es nicht selten vor, dass sie sich vor Lachen über den Knirps ausschüttelt, der am Herd steht und ihr zu später Stunde einen Teller Suppe aufwärmt. 

Eines Abends ist sie besonders übel gelaunt, einer ihrer Freier hat sie vermöbelt, ein blaues Auge kühlt sie gerade mit einem Beutel Eis. Als Henry ihr die Suppe vor die Nase stellt und auf ein Lob wartet, kostet sie kurz, spuckt in den Teller aus und stimmt ein Hohngelächter an. "Das soll eine Suppe sein! Spülwasser ist das!" Henry sieht fassungslos zu, wie sie die Suppe in den Ausguss kippt. Später unter der Bettdecke ballt er die kleinen Fäuste. 

Am nächsten Tag fragt er den Metzger, wie man eigentlich Schweine beim Schlachten ruhig stellt. Der Metzger sagt: "Gib ihnen ordentlich Schlafmittel, dann gehen sie von allein zur Schlachtbank." Er hält sich den Bauch vor Lachen, als er sieht, dass der Kleine das ganz ernst nimmt.


Wo soll Henry Schlafmittel hernehmen? 


Als Kind bekäme er in jeder Apotheke eine Abfuhr. Aber da sind ja noch die Marktfrauen, die einen Narren an seiner niedlichen Visage gefressen haben. Die kommen vom Land, auf dem Land gibt es Ratten, Kellerschaben und Nager, die werden mit Gift bekämpft und so weiter und so weiter ... Er beschwatzt sie und sie tun, was sie können. Jede steuert auf ihre Weise etwas bei, hoch erfreut, dass sie dem kleinen Racker etwas Gutes tun können. Der will schließlich seiner Mutter eine Freude machen, indem er sie von der Rattenplage in ihrem Keller befreit. Zum Dank lässt sich Henry von allen an den Busen drücken, ob es ihm gefällt oder nicht.


Kürbissuppe kocht Henry für sein Leben gern 



Als der Herbst naht und die ersten fetten Muskatkürbisse von den Marktständen rollen, ist seine Zeit gekommen. In die Suppe, die er seiner Mutter am Abend vorsetzen will, gibt er weniger Liebe als ein Röllchen aufgelöster Schlaftabletten. Den leicht wattigen Geruch, den der Suppenkessel jetzt ausdünste, übertönt er mit einer Hand voll Rosenpaprika. Mutter Elsa kostet, wie immer angetrunken und
lallend, aber noch bei sich. Ihr Gesicht hellt sich auf: "Teufel, ist die scharf. Aber guuut!" Sie löffelt den Teller in einer Affengeschwindigkeit aus, die Henry schwindelig macht und verlangt nach mehr. Henry ist entzückt. Das erste Lob, das er von ihr hören soll - also hat das Schlafmittel tatsächlich gewirkt, es macht Leute entspannter. 

Als die Mutter nach oben strebt, kann sie nur noch kriechen, was Henry auf den Alkohol schiebt. Auf der steilen Treppe rappelt sie sich noch mal hoch und sieht sich um - "Bist doch gar kein so übler Junge", brummt sie noch, bevor sie das Gleichgewicht verliert und die erklommenen Stufen wieder hinab poltert. Unten angekommen, sieht ihr Körper merkwürdig verrenkt aus. Henry geht zu Bett und schläft besonders tief, da er solches Benehmen von seiner Mutter gewohnt ist. Als sie am Morgen immer noch an derselben Stelle liegt, ruft er die Nachbarn und die wiederum Polizei und die den Notarzt. Tödlicher Unfall in der Getreidegasse, steht am nächsten Tag in der Zeitung.


Henry kommt bei Kritiker Gaston nicht gut an .. das hat Folgen ..



Der mittlerweile als Kleinwüchsiger anerkannte Henry kommt in ein Heim. Das Essen dort ist äußerst mäßig. Mit 14 verlässt er die Schule und geht in die Kochlehre, mit 18 ist er der jüngste Küchenmeister des Landes. In seiner ersten großen Anstellung auf einem Luxusdampfer erhält er bei Maitre Antoine den letzten Schliff. Dann kocht er in Frankreichs besten Häusern. Als er mit 25 nach Hause kommt, reißen sich die Restaurants um ihn. Die Gastrokritiker sitzen sich bei ihm die Hintern platt und hochdekoriert mit Sternen hat Henry mit 30 seinen Kochzenit erreicht. 

Eines Herbsttages kocht er wieder Kürbissuppe und würzt sie mit einem guten Schöpflöffel Ochsenblut. Eine Variante, die er bislang noch nie verwendete, ihm war danach. Als am Abend der gefürchtete Gaston Schopf, Restauranttester der wichtigsten Gourmetzeitschrift des Landes - ein zynisch dreinblickender Zeitgenosse mit einem Hang zu goldenen Krawattennadeln - die Szene betritt, serviert Henry ihm sein Kürbissuppen-Spezial in Erwartung einer besonderen Anerkennung. Dass der Gast nach den ersten Löffeln betreten reagiert und den Teller von sich schiebt, bekommt Henry nicht mit. Er hat am heißen Herd alle Hände voll zu tun.

Tage später liest er in der wichtigsten Wochenzeitung der Republik eine polemische Glosse über Kürbissuppe im Allgemeinen und die von Henry im Besonderen, und eine Karikatur vergleicht den hochdekorierten, aber kleinwüchsigen Küchenmeister mit Rumpelstilzchen. Henry rastet aus. Innerlich tobend und allein in seiner Küche lässt er eine saftige Lammkeule bis zur Unkenntlichkeit anbrennen und demoliert damit gleichzeitig seine beste gusseiserne Kasserolle. Ein Missgeschick von solchen Ausmaßen kann Henry sich selbst nicht verzeihen. Von Töpfen, Herden und Messern haushoch umzingelt, gelobt der nicht über 1,43 Meter hinaus gewachsene Henry Rache an allen, die ihm auf den Scheitel spucken. Das ist der Beginn einer ganz neuen Laufbahn. Gastronomie-Kritiker sollen ihm dabei das Futter bieten. 


Gaston löffelt Henrys Leckerchen


Fast wöchentlich lädt er den verhassten Gaston Schopf zum Speisen ein, kostenlos versteht sich, um ihn für die ganz offensichtlich verpatzte Kürbissuppe zu entschädigen. Für ihn kreiert er die originellsten Raffinessen, die bizarrsten Genüsse. Aus dem Hinterhalt seiner Küchenhöhle beobachtet er mit finsterem Blick, wie Schopf mampft und schmatzt. Zunächst verlegen-konsterniert, dann reuig fragt der Kritiker den in devoter Andacht vor ihm stehenden Henry, ob er ihm seinen Verriss vergeben habe. Henry zeigt sich großzügig. Er möge nur recht oft bei ihm speisen, das sei ihm Abbitte genug. 

In den nächsten Monaten scheint es aber bei unserem Kritiker nicht zum Besten zu stehen, immer öfter muss er seine Abende bei Henry wegen Unwohlseins absagen. Erscheint er doch, kann er nur wenig zu sich nehmen, Schonkost, Petitessen, gedünstetes Taubenfleisch, dünne Hühnersuppen, ein Magenleiden sei es. Henry bedauert sehr und tut sein Bestes, um dem Kritiker, der nun so etwas wie ein Freund geworden sei, mit federleichten Genüssen Appetit zu machen. Aber der Gast wird dünner und fahler, bis er schließlich gar nicht mehr kommt und Henry in der Wochenzeitung einen Nachruf liest - just an der gleichen Stelle, an der Gastons Gourmetkolumne zu strafen oder zu loben pflegte. An diesem Tag nimmt sich Henry frei und hängt ein Schild vor die Tür: "Wegen Trauerfalls geschlossen." 


Die Welt ist voller Gastrokritiker



Henry fühlt sich von ihnen umzingelt und macht es sich zur heiligen Aufgabe, sie alle elegant abzuservieren - zuerst die wichtigen, auf deren Wort die Welt hört, dann die Dummschwätzer, die Ignoranten und Möchtegern-Federfüchse. Sie sollen keinen Schaden mehr anrichten können, eine durchaus löbliche Aufgabe. Henry hat sein Lebensziel gefunden. Es ist auch ein Stückchen Arbeit dabei, nicht jeder lässt sich so leicht aus dem Leben schaffen wie Gaston, der erste, dem Henrys Küche nicht bekam. Aber Henry ist strebsam und zielorientiert und kommt mit Ehrgeiz und Beharrlichkeit gut voran. Da er nun regelmäßig seinen Herd-Schauplatz wechselt, sind auch Nummer 2, 3 und 4 innerhalb eines halben Jahres sicher und verdachtsfrei unter die Erde gebracht. Auch 5 und 6 setzen Henry wenig Widerstand entgegen. Henry arbeitet sauber und gewissenhaft. Seine Kochschürze bleibt rein.

An einem viel versprechenden Maitag tritt Henry einen neuen Dienst in einem Nobelrestaurant von tadelloser Reputation an. Hier dinieren nur die Spitzen der Gesellschaft. Der Gipfelpunkt in seiner Karriere. Darüber liegt nur noch der Olymp. Henry kann stolz auf sich sein. Er kommandiert ein Heer an Entremetiers, Sous-chefs und Kaltmamsells und schreitet durch sein Küchenreich wie ein Gott.


Kürbis für Kritiker Marcel Krake & Gattin Emma - oder was hat Alfons dabei zu schaffen?



Beim Auftauchen des Gastro-Kritikers Nummer 7, Marcel Krake, erkennt Henry sofort, dass der Mann ein Problem darstellen könnte. Ein vierschrötiger, massiger Typ von bester Gesundheit, stark wie ein Stier, muskulös und sportlich. Und es gibt eine weitere Komplikation: Stets wird Krake von seiner Frau begleitet, einem Nippesfigürchen, das er vergöttert. Sie verspeisen das gleiche Menü, da ist nichts zu machen. Die Gerichte, die Henry auf Silbertellern Kritiker Krake vorsetzt, müssen säuberlich getrennt werden von dem, was Gattin Emma zu sich nimmt, zumal Henry angesichts der Ochsengesundheit des Kritikers die Behandlungsdosis verdoppeln musste. Es ist nur eine Frage der Logistik. Und der Zeit. Bereits nach ein paar Besuchen zeigen sich bei Krake die ersten gesundheitlichen Beeinträchtigungen, besorgt beäugt von Emma, mit guten Genesungswünschen bedacht von Henry.

Just an dem Tag, an dem das Kritiker-Paar erneut erwartet wird, tritt Küchenjunge Alfons in Henrys Dienste. Der Gourmetkoch hält große Stücke auf den Kleinen, den er auf dem Markt aufgelesen hat, wo Alfons sich als Marktschreier für seinen Vater, einen Kohlbauern, betätigte. Henry grübelt lange über der Menüfolge und entschließt sich für ein karamellisiertes Seetang-Jakobsmuschel-Ragout in Safransenf, in Champagner pochierte Austern und gesottene Kalbsbäckchen mit Veilchen. Dazwischen Oktopus-Kaviar in hellgrünem Currykürbis. Lange hat Henry keinen Kürbis mehr bereitet. Kürbis ist sein Schicksalsgemüse. Zeit für das Finale. Für Gattin Emma gibt es Spanferkelnüsschen im Kokos-Fenchelmantel, sie verabscheut Kürbis. Das Rezept ist klar. Dreifache Dosis für Krake. 


Das letzte Abendmahl des Kritikers?



Doch just an diesem Tag begehrt Emma überraschend den Kürbis zu kosten. Eine Laune. Wie Frauen nun mal sind. Einmal müsse sie ja ihre Kürbis-Abneigung überwinden, nicht wahr, lieber Henry? Ihr glockenhelles Stimmchen klirrt in seinem Ohr. Henry schluckt. Eine Komplikation, der er sich aber gewachsen glaubt. In der Küche ermahnt er Alfons, den Neuen, nur ja nicht die Teller zu verwechseln, Emmas Teller schmückt ein Veilchen, Marcels Portion eine Krumbeere. Der Neue ist aufgeregt und hochrot, natürlich bringt er es durcheinander, traut sich aber nichts zu sagen. Gibt aber nicht viel darauf, hält es für eine Marotte seines Chefs und geht achselzuckend in die brodelnde Küche zurück. 

Henry serviert. Besondere Stammgäste bedient Henry selbst, Ja, ja, das gehört zu seinem exquisiten Service. Emma kostet, lobt den Kürbis und weil er ihr so ausserordentlich schmeckt, leert sie beinahe den ganzen Teller, während der Gatte so gut wie nichts zu sich nimmt. Die typische Note fehle ihm heute, die Kulmination des Wohlgeschmacks, die er hier zu erhalten gewohnt sei, beklagt er sich bei Henry. Dieser grübelt, was er falsch gemacht haben könnte, aber nicht lange, denn kurz nach dem Servieren des Desserts - Brombeergelee mit geeisten Pistazien an Vogelbeertarantella - sinkt Emma zu Boden, nicht ohne das Tischtuch mit sich zu ziehen. Als man sie von den Gläsern, Tellern und Schälchen befreit, wird augenscheinlich, dass sie tot ist. Der Gatte tobt, das Personal rennt panisch durcheinander, die entgeisterten Gäste starren auf die Entseelte und Henry rettet sich in seinen Herd, wo er erst einmal den nichts ahnenden Küchenjungen ohrfeigt.


Ein erfülltes Leben - Henry macht Karriere nach der Karriere ..



Die üppige Portion Gift ist in Emmas Körper leicht nachzuweisen, Henry gesteht diesen, und weil er ohnehin nichts mehr zu verlieren hat, auch alle anderen Morde. In der Gefängnisküche arbeitet er zunächst als Tellerwäscher, dann als Saucier, schließlich als Maitre, und noch nie war die Gefangenenkost so schmackhaft wie zu Henrys Zeiten. Da er sich mit seinen Mitgefangenen stets gut steht, bleibt es nicht aus, dass man ihm den einen oder anderen Gefallen erweist, ihm das eine andere nützliche Utensil organisiert und zusteckt. Henry hat für alles Verwendung. 

Da Henry mit der Zeit nur noch die oberste Garde der Gefängnisleitung und der Sicherheitsleute zu bekochen hat, und seine Abneigung gegen alle, die ihm auf den Kopf spucken können, frisch ist wie eh und je, kommt es bald wie es kommen musste und ...

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Wer nachkochen will, erhält von mir gerne das Rezept für Henrys Kürbissuppe - allerdings ohne die eher ungesunden Beigaben.


Sigrid Jo Gruner * jogruner@online.de * 02641-384287 * Rechte vorbehalten


Bildnachweise:
alle Stocksnap.io

Kochtopf: Pawel Kadysz
Kochtöpfe auf Herd: Timur Saglambilek
Cafe-Sitze: Daria Nepriakhina
Kürbis: Jocelyn Maloney

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Sigrid Jo Gruner schreibt als MissWord! Content, Magazin, Pressetext, Publikation, als Ghostwriterin Reden, Artikel und Bücher. In Strategieworkshops entwickeln Unternehmen und MissWord! gemeinsam stimmige Positionierungen, Kernaussagen und Imagetexte.



Sonntag, 3. Juli 2016

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Sind Ihnen Ihre Kunden eigentlich v...

Sonntagsthema: Was hat der Brexit mit mangelnder Kundenpflege gemeinsam? Heute mal eine Fußnote aus aktuellem Anlass. Angeregt vom Brexit – so shocking - dachte ich darüber nach, warum sich der britische Prem...

Sonntagsthema: Sind Ihnen Ihre Kunden vielleicht vollkommen egal?



Heute mal eine Fußnote aus aktuellem Anlass. Angeregt vom Brexit – so shocking - dachte ich darüber nach, warum sich der britische Premier im Vorfeld so vergleichsweise wenig um seine Bürger gekümmert hat. Einmal weil für ihn Parteitaktik wichtiger war? Zum anderen, weil er seine "Kunden" schlichtweg übersah? Für mich war der Ausgang des Referendums auch die Katastrophe einer nur rudimentär betriebenen Informationspolitik – aus Einfalt, Hybris, Ignoranz?? Demokratie sieht anders aus.

Die von den Brexit-Anhängern bemängelten Kuriositäten der EU (etwa die Zwangsvereinheitlichung von Glühbirnen und Bananen) sind ja nur die Spitze des Eisbergs, der das wasserumspülte und nebelumschlungene Eiland schrammte und nach jahrzehntelanger Europaskepsis und in die splendid isolation zurück katapultierte.



Rule Britannia ..!


Für eine Nation wie Großbritannien, in der die über 50-Jährigen noch wissen, was die imperialistische Aussage von einem „Reich, in dem die Sonne niemals unterging“ (ähnlich wie das Reich Karls V) bedeutete, musste die oberlehrerhafte Kontrolle der EU-Bürokratie gerade für die konservative Klientel wie ein permanenter Schlag gegen das Schienbein anmuten.

Die starke Nationalidentität Großbritanniens dokumentiert sich in der Anhänglichkeit an das Symbol Königshaus, egal wie es sich auch gebärden mag. Naturgemäß können wir Deutschen diese kaum nachvollziehen, aber umso glühender beneiden. Bar eines eigenen Monarchen stellen für uns die royalen News einen Ersatz für nicht-vorhandene Hofbulletins dar.

Der Adel hat es nicht leicht bei uns. Wir nehmen es ihm übel, dass er sich glanzlos und bürgernah gibt, selbst die ehemals exzentrische Fürstin Thurn und Taxis ist gediegen geworden. Was soll man davon halten?;-)

Die britischen Royals dagegen arbeiten mit Pomp & Circumstance schwer daran, sich die Gunst der Untertanen zu erhalten. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Ihre Klientel zu pampern stellt ihre Daseinsberechtigung dar.


Wie lässt sich das Model "Royale Kundenpflege" in der Geschäftswelt kopieren ?



Aus welchen Gründen sagen Kunden Adieu? Einer amerikanischen Studie nach sollen den Unternehmen fast 70 Prozent von Stammkunden deswegen abhanden kommen, weil diese sich von ihnen nicht genügend beachtet fühlen. Kurz: Sie sind denen (da oben?) schnurz-piep-egal! Klar, zu saisonalen Ereignissen wie Weihnachten, Valentinstag oder Halloween gehen die Werbemaßnahmen durch die Decke. Aber ist das ratsam?

Unternehmen halten ihre Zielgruppen entweder für anspruchslos oder geistig minderbemittelt, wenn sie nicht wahrnehmen wollen, dass die Stereotypie einer saisonalen Massenansprache diesen voll bewusst ist. Kurz: Wir haben die Nase voll von pflichtschuldigst hingeschluderten Weihnachtssprüchen wie man sie der ungeliebten Erbtante schreibt.

Dabei sind Kunden recht leicht glücklich zu machen: Ihre Anhänglichkeit an ein Unternehmen misst sich nicht nur an der Produktgüte oder den Dienstleistungsstandards. Auch und vor allem das Maß an außerplanmäßiger Zuwendung, das ihnen das Unternehmen zuteil kommen lässt – kleine Goodies, Zusatznutzen oder Nachfragen - wird je simpler desto herzlicher empfunden. Originelle Anlässe im Jahresgeschehen, situative Gelegenheiten, Jubiläen, Branchen- oder Produktneuheiten, wichtige Verbrauchernews, Straßenaktionen – es gibt nichts, was sich nicht als ebenso nützlicher wie attraktiver Content verwenden ließe.


 
Originelle und überlegte Kundenpflege macht sich vielfältig bezahlt


Natürlich kostet dies ein Stück Aufmerksamkeit, Interesse für und Kenntnis vom Kunden, nicht wenig Kreativität und internen Aufwand. Keine Frage. Auch ein Budget sollte vorhanden sein. Aber schon mal darüber nachgedacht, wie viel Geld mit der allzu beliebigen Weihnachts-Businesspost verschleudert wird? In Relation zum Nutzen? – Über 23 Mrd. EUR geben deutsche Unternehmen jährlich für Marketingmaßnahmen aus, sagt statista. Nicht übel, oder? Kommen diese auch dort an wohin sie zielen und bringen sie dem Unternehmen Segen?

Anlässe und Aufhänger für Kundenpflege liefert der Jahreslauf zuhauf. Kein Tag, an dem nicht ein historisches Jubiläum, eine Fake- oder Real-Story, eine bedeutende Persönlichkeit oder nichtige Begebenheit geehrt oder ihrer gedacht wird. Eine attraktive, witzige Maxi-Card, eine Aktion auf Facebook, eine Story zum „Tag der hausgemachten Marmelade“... Branchennähe und Markenaffinität natürlich vorausgesetzt. Mit Fantasie kein Problem.

Eine Marke bildet sich im Kopf oder im Herzen (Gefühl ist alles!) des Konsumenten. - Wie gedeihen Kinder am besten? - Man muss sie nur lieben. Das ist (fast) alles.



Das Revival des Newsletters


Ein regelmäßiger Newsletter ist – einmal eingerichtet – ein hübsches Tool, um sich bei Kunden immer wieder sichtbar zu machen. Entgegen der Unkenruf lebt es, das E-Mail-Marketing, und ganz munter obendrein. Unternehmens-News werden nicht genervt weggeklickt, wenn – ja, das vor allem – bereits Betreff, Headline und Aufmachung einen prickelnden Gegenwert in Aussicht stellen. Es kommt eben auf das Wie an.


Ausgerichtet auf Branche und Produkt gibt es kein effizienteres Instrument der Kundenansprache – wenn es verzichtet, allzu werblich daherzukommen und vermeidet, allzu brottrocken und belehrend zu sein. Die Ausgewogenheit macht's. Interessant ist für den Kunden, was ihm einen hohen persönlichen Nutzen verspricht, der ihm wichtig ist - Spaß, Infotainment, Originalität, Unterhaltungswert, gute Laune, Emotionen, Spannung, Ratschlag, ein Schmunzeln – ein bisschen Glamour im Alltag eben. Das kann am Geldwert gemessen sehr wenig sein, doch für die Betroffenen viel bedeuten.

Und da sind wir doch tatsächlich wieder bei den Royals angelangt. Man kann etwas von ihnen lernen. Thanks, Your Majesty.


Tags: Infotainment, Content, Newsletter, E-Mail-Marketing, Emotionalität
Hashtag: #Brexit


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Bildmaterial:

Coffee of the day: Stocksnap.io/Jörgen Haland
Drag Queen: Stocksnap.io/Travel Coffee Shop
Big Ben: Stocksnap.io/Paul Green
Felseninsel: Stocksnap.io/Vashischtha Yogi
News: Fotolia Nr. 68 115641

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Sigrid Jo Gruner schreibt als MissWord! Content, Magazin, Pressetext, Publikation, als Ghostwriterin Reden, Artikel und Bücher. In Strategieworkshops entwickeln Unternehmen und MissWord! stimmige Positionierungen, Kernaussagen und Imagetexte.