Sonntag, 28. Januar 2018

Sonntagssuppe: Schwarzwurzel mit Wirsing-Crossies

Heute ist Sonntag, heute löffeln wir Suppe!



Die Natur hat es ganz klug eingerichtet: Gerade in den kalten Jahreszeiten, wenn Wind, fehlendes Tageslicht und eine sich rar machende Sonne, Eis und Schnee (?) den Organismus beschweren, beschert sie uns Immun-Booster im Übermaß: Alles, was grün und/oder besonders stark farbig ist - Rosenkohl, Grünkohl, Wirsing, Spitzkohl, grüner Blumenkohl, Brokkoli, Senfkohl, Chinakohl und Pakchoi, Weiß- und Rotkohl, Kohlrabi. Die Franzosen wissen schon, warum sie ihren Liebsten zärtlich den Kosenamen "mon petit chou-chou"  geben.



Mon petit chou-chou!




Und dann noch die zu Unrecht vernachlässigte Schwarzwurzel! Kein Kohl, stimmt, sondern wie Topinambur eine Wurzel. Im Verein mit Feldsalat, Rucola, roten Beten, Radicchio und rot-weißem Chicorée alles feine Sachen, die mit prallen Vitamin C-Depots und sekundären Pflanzenstoffen, Folsäuren und zu allem Überfluss noch herzhaften Geschmacksaromen punkten. Gut gelagerte regionale Äpfel und Birnen des letzten Herbstes geben eine feine Süße dazu, Ballaststoffe kurbeln die Verdauung an.


Als Orkan Friederike hat das Weite gesucht hatte, blieben wir leicht fröstelnd zurück. Was würde in einer solchen Situation besser munden als eine dampfende, den Magen besänftigende Suppe, die Löffel für Löffel kindliche Erinnerungen weckt? Damals als bei Halsschmerzen nichts besser tat als eine würzige Nudelsuppe und bei Bauchschmerzen ein warmer Haferbrei mit Vanille und Zimt. Warum löffeln wir so gerne? Eiscreme, Suppe, Pudding, Müsli, Stampf, Soufflé, Smoothie, Püree, Porridge? Weil es sich so wie die erste, festere Nahrung anfühlt, die das Baby erhält?

Schon liegen die ersten Spargel - weiß/grün - in den Kippen, Importe natürlich. Wie vieles, was uns jetzt verführen soll, obwohl längst nicht ihre Zeit gekommen ist. Saisonal und regional zu essen, frische Sachen, die wenig Transportzeit erleben mussten, zu einfachen Gerichten verarbeiten, die ohne Fertigprodukte, Zusatzstoffe und Konservierung auskommen - Clean Eating - das bleibt eben allzu oft Lippenbekenntnis. Warum soll ich im Januar unausgereifte Erdbeeren essen, wenn es doch wunderbar saftige Orangen, sinnliche Blutorangen und rosa Grapefruits, kecke Mandarinen und samtige Minibananen gibt? Natürlich sind die geliebten Exoten Ananas, Mango, Papaya, Datteln, Kokos & Co auch nicht regional - aber ein Winter ohne sie?? Sie versorgen uns mit Enzymen und Mineralstoffen, nach denen wir gerade jetzt lechzen.

Doch zurück zum Spargel. Warum jetzt im Januar Spargel schälen, wenn es doch frisch aus der Erde gezogene Schwarzwurzeln gibt?

Schwarzwurzelsuppe mit Wirsing-Crossies *

Schwarzwurzel &Verwandtschaft
Die bis zu 23 cm lange Schwarzwurzel hat, wenn man sie der Schale beraubt (Vorsicht: Handschuhe benutzen. Ihr Saft färbt ab!), eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Edelgemüse, daher ist sie so etwas wie der "Spargel des kleinen Mannes" (Honi soy qui mal y pense) Nährstoffreich, herzhaft-fleischig, urwüchsig-nussig und innen milchweiß kam sie im 17. Jahrhundert von der Iberischen Halbinsel nach Mitteleuropa. Heute sind sie vor allem in Frankreich, Belgien, in den Niederlanden zuhause, hierzulande wird sie zwischen Oktober und März vor allem in Bayern und Rheinland-Pfalz angebaut. Mineralstoffe und Spurenelemente pur wie Kupfer, Mangan, Natrium und Eisen bei sehr geringem Kaloriengehalt. 

Die Vorbereitung erfordert etwas Geschick, weil die schwarzbraune Korkschicht (möglichst mit Gummihandschuhen) abgebürstet und geschält werden will. Der milchige Saft verfärbt rasch und kann Flecken hinterlassen. Daher baden die rohen Schwarzwurzeln erst mal in einer Schale mit Zitronenwasser. Dünstet man die ungeschälten Schwarzwurzeln in Salzwasser mit einem Spritzer Apfelessig lässt sich die Schale gut abziehen.

Wir benötigen:


Für die Suppe:
500 g Schwarzwurzeln, 1 Zitrone, 2 Schalotten,1 EL Öl, 750 ml Gemüsebrühe, 1 Apfel (alt: Birne), 200 ml Sahne, je eine Prise Muskat und Kurkuma, frische Kräuter, Spritzer trockenen Wermut oder Calvados

Für die Crossies:
6,7 Wirsingblätter, 3 EL Oliven- oder Avocadoöl, Prise Salz, Prise Cayennepfeffer, 2 TL geriebenen würzigen Bergkäse


Und so geht's:


1 Wirsingcrossis: Strunk der Wirsingblätter entfernen, in mundgerechte Stücke zupfen. Olivenöl, Salz, Pfeffer, Reibkäse mischen, Wirsingstücke darin marinieren. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech bei 110 Grad Umluft im vorgeheizten Ofen 45 Minuten backen. Mehrmals wenden. Die Knusperstücke auf einem Rost auskühlen lassen.

2  Schwarzwurzeln vorbereiten und stückeln (s.o.) und in Zitronenwasser baden. 

3 Zerkleinerte Schalotten in Öl glasig dünsten, Gemüsebrühe angießen, Schwarzwurzeln  20 Minuten moderat garen.

4 Apfel und/oder Birne schälen und stückeln,10 Minuten mitschmoren. 

5 Suppe fein pürieren. Mit der Sahne aufgießen, würzen mit Salz, Pfeffer, Muskat, Kurkuma, kurz aufwallen lassen. Mit einem Spritzer Calvados oder trockenen Wermut parfümieren (kein Must!)

6  Mit frischen Kräutern bestreuen, gemeinsam mit den Crossies servieren.


Leicht. Locker. Lecker!



PS: Das Rezept beruht auf dem Originalrezept in "Schrot & Korn" 1/18




Noch mehr Lust auf Urwüchsiges ?  Rote-Bete-Suppe mit Haselnüssen!






Was für ein Knaller!


Fotonachweise:

Kohlkopf:Stocksnap.io
Schwarzwurzel & Kartoffel:Pixabay, Aromaengel
rote Bete: Pixabay. Desertrose 7.









MissWord! Das Alter Ego von Sigrid Jo Gruner
Strategie. Kommunikation. Wort. Text. Buch.

Sigrid Jo Gruner unterstützt  als "MissWord! Manufaktur für das wirksame Wort" Unternehmen, Freiberufler, Berater & Coaches bei   Marktpositionierung, Branding und Unternehmenskommunikation. 

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