Sonntag, 16. März 2014

Sonntagsthema: Ach, du liebe Zeit!


Je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit – zumindest gefühlt. Woran liegt das?

Über die Zeit kann man eigentlich nix Konkretes sagen, nur über das subjektive Zeitempfinden. Erinnern wir uns, dass wir als Kind, das ständig lernte und Neues entdeckte, die Zeit als ungeheuer langsam empfanden. Je mehr wir bereits gespeichert haben und je weniger wir uns mit Neuem, sondern mit allzu Vertrautem beschäftigen, desto schneller scheint die Uhr zu ticken.  Packt man dagegen seine Tage randvoll mit Eindrücken und stellt man sich immer wieder neuen kleinen oder großen Herausforderungen und Lernerfahrungen, verlängert dies subjektiv die Lebenszeit. Man hat einfach mehr davon! Fühlt sich reicher und beschenkter. Das ist vergleichbar mit der Hin- und Rückfahrt zu einem bislang unbekannten Ort. Die Hinfahrt dehnt sich, der Heimweg vergeht im Flug.

Hat man das Gefühl, man hetze seiner Zeit hinterher, bedeutet dies enormen Negativstress. Und dieser macht müde, sehr müde. Das heißt, man schafft seine gesetzten Ziele, sein auferlegtes Pensum noch weniger oder nur noch über eine gesteigerte Energieausbeutung oder Ausdehnung von Zeit. - Was dann?

 1) Sich einfach weniger vornehmen? 

Selbstreflexion ist angesagt: Sind die Ziele, die ich verfolge, immer noch meine eigenen? Oder hat sich im Laufe des Lebens eine Vielzahl an Gewohnheiten und Mechanismen verselbstständigt, die obsolet geworden ist? Lebe ich aber gegen meine (meist noch) unbewussten Wünsche und Bedürfnisse, kostet dies ebenso enorm viel Kraft. Bediene ich mein inneres Steuerungssystem noch autonom oder steht dies längst auf Autopilot? Wo bin ich auf ein Karussell aufgestiegen, von dem ich auch nach mehreren Umdrehungen nicht wieder herunter gefunden habe, obwohl mir längst schwindelig ist?

Oder 2) Seiner Zeit mehr Struktur geben?

Jeder hat sich wohl bereits mindestens einmal mit Zeitmanagement beschäftigt, kurzfristig oder nachhaltig erfolgreich oder auch gar nicht. Das ist der Seminar-Effekt. Man absolviert zwei, drei motivierende Tage, die das Gefühl hervorrufen: Dieses Mal packe ich es! Einer Diät vergleichbar, bei der Anfangserfolge zu euphorischen Höhenflügen Anlass geben. Man startet auf einem fliegenden Teppich steil nach oben, sieht sich die winzige, unter sich wuselnde Welt von oben an und feixt: „Ätsch! Ab heute bin ich auf der Überholspur!“ Dann komm ein Stürmchen auf, ein Regen braust herab und der fliegende Teppich saugt sich in NullkommaNix mit Wasser voll. 

Der menschliche Körper an sich ist klug. Jedem Menschen ist genetisch gesehen sein ureigenes Gewicht mitgegeben. Manche leben gut damit, manche kämpfen dagegen lebenslang an. Manche finden es nie. Auch ein Zeitmanagement-Programm, ist es zu verzwickt, kann gegen unsere inneren Bedürfnisse arbeiten. Alles, was sich sperrig anfühlt, lehnt der Mensch intuitiv ab. 

Oder 3) Seinen Aufgaben und Zielen das richtige Gewicht geben?


Lothar Seiwerts ALPEN-Methode scheint hier eine erfrischende Ausnahme zu sein. Sie kommt mit 5 wichtigen Eckdaten aus:

A = Aufgaben in einer täglichen (wöchentlich/monatlichen/jährlichen) To-Do-Liste bündeln

L = Länge ist eben doch wichtig! Kalkulieren, wie lange man für jede der einzelnen Punkte benötigt.

P = Pufferzeiten einplanen. Zeiteinheiten nicht zumüllen. Spielräume für Unvorhergesehenes und Überraschendes lassen.

E = Entscheidung. Jede Aufgabe einordnen in a) wichtig, eilig, also daher auch dringend  b) wichtig, hat aber Luft, c) unwichtig und auch gar nicht so eilig. Und entsprechend vorgehen. 

N = Nachkontrolle – War die Kalkulation realistisch? Was muss/sollte ich modifizieren? Was eliminieren?

Am Ende des Tages (Woche, Monat, Jahr) wird gecheckt, was von der To-Do-Liste auf die nächste Zeiteinheit übertragen werden sollte. Oder sich von selbst erledigt hat. Denn das passiert - und gar nicht so selten!

Scheint Ihnen zu simpel? Na ja, auf jeden Fall ist es ein Anfang. 

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