Mark ..Wer? Nun sagen Sie bloß nicht, Sie hätten noch nie von diesem
Herrn gehört. Na ja, er lebte vor mehr als 1800 Jahren, daran können sich die wenigsten
von uns erinnern. Aber in der Schule wurde er doch als eines der großen Vorbilder gelehrt? Nöö? Ach
.. das nennt man dann wohl Bildungsreform.
Mark Aurel – der letzte Stoiker
Er warf Schatten bis in die Moderne, Friedrich II, Helmut
Schmidt, aufgeklärte Literaten und Philosophen bekennen sich als seine
Bewunderer. Was er selbst von Nachruhm hielt, findet sich in seinem Werk: "Einst gebräuchliche Worte sind jetzt unverständliche Ausdrücke. Alles vergeht und wird bald zum Märchen und sinkt rasch in die völlige Vergessenheit .."
Stoisch zu sein (im Sinne von gleichmütig, gelassen, frei
von Stimmungsschwankungen, tugendhaft) ist heute eher uncool. Man zeigt seine
Gefühle, lässt schamlos raus, was stört, macht es massenweise auf den Social
Media Portalen öffentlich, teilt es mit Gott oder der Welt, die wiederum ein
„Gefällt mir“ anhakt und Follower wird, oder auch nicht.
So oder so ist das Leben!
Die Stoiker an der Wegscheide zur Neuzeit erkannten: Die Haltung macht’s,
die man gegenüber einer Situation einnimmt, die Bewertung und die Gedanken, die
man mit dieser verbindet. Mann kann es schlecht finden, dass mit zunehmendem
Alter die Haare ausgehen oder sich freuen, dass sie jetzt nicht mehr gewaschen werden
müssen ;)
Die freie Willensbildung sagt dem Hasen wohin er laufen soll – ins
Glücksgefühl oder in die Depression, in schwächende oder aufbauende Befindlichkeiten.
Demnach entscheidet Mann/Frau also selbst ob es ihr/ihm schlecht oder gut geht
– egal wie sich die äußeren Verhältnisse gebärden.
Das hat eine Menge mit Eigenverantwortung zu tun – und die meiden wir
gerne wie der Teufel das Weihwasser. Ist es nicht viel praktischer, sich einen
willigen Sündenbock zu suchen, der die Verantwortung für uns schultert? Oder
eine Figur, mit der man so richtig fies umgehen kann? Und die wäre nicht zuletzt man selbst.
Todsicher unglücklich werden Sie, wenn Sie
- sich nie Fehler oder Schwächen verzeihen, auch anderen nicht
- sich die ganze Schuld dafür geben, dass die Welt in Richtung Abgrund rollt
- Keinem so richtig trauen, schon gar nicht sich selbst
- stets den worst case erwarten
- nie Nein sagen, sich alles gefallen lassen
- Ihre Ängste stilisieren
- Andere bevormunden, kontrollieren, manipulieren
- alles als perfide Ungerechtigkeit empfinden (auch wenn's regnet)
- rachsüchtig sind bis die Kehle brennt - dabei ist die beste Rache erwiesenermaßen die Taktik Erlittenes nicht mit gleicher Münze zurückzuzahlen
- ...
Da fällt Ihnen bestimmt noch was Hübsches ein! - Die Regel heißt: Hasse dich selbst, dann kannst du davon
ausgehen, dass das Leben dich auch hassen wird.
Mark Aurel hält
dagegen
„Lebensglück ist eng mit den guten
und wertschätzenden Gedanken verbunden, die man sich und anderen gegenüber hat“
Als Kaiser Marcus Aurelius Antonius Augustus bewies er Größe. Er stärkte
die Rechte von Sklaven und Frauen (man beachte die Paarung) und dämmte
Tiberflut und Pest ein. An den Grenzen des Römischen Reiches wehrte er Eindringlinge
ab, Christenverfolgungen gebot er Einhalt. Seine weise Außenpolitik schickte
Gesandte nach China.
Mit Mark Aurel starb 180 n. Chr, auch das gepriesene Goldene Zeitalter
Roms, sagt die Nachwelt. In die Geschichte ging er ein als Philosoph auf dem
Kaiserthron, der in seinen „Selbstbetrachtungen“ die Einheit von Denken
und Handeln, Wort und Tat als Grundlage eines sinnhaften menschlichen
Lebens postuliert.
Heute wäre er vermutlich Coach, hoch
gehandelter Experte für Lebensfragen, warum auch nicht? Hätte ihn Wilhelm
Zwo oder dieser Herr aus Braunau nicht mal lesen können? Aber es steht zu
befürchten, dass die beiden sich sogar bestärkt gefühlt hätten. Schließlich
sind es die Gedanken, die das Gefühl bestimmen (s.o.), oder? - Fragen über Fragen.
Sein Rat aus der Antike
– noch heute gültig:
„Die Kunst zu leben hat mit der Fechtkunst mehr
Ähnlichkeit als mit der Tanzkunst, insofern man auch für unvorhergesehene
Streiche gerüstet sein muss“
PS: Wenn Sie es etwas platt finden, wie ich Marc Aurel hier interpretiere, so haben Sie möglicherweise recht. (Sie sehen, es wirkt!)
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