In einer digitalen Zeit muss man mit allem rechnen. Was wir aber in der ersten Euphorie über Smartphone, Messager, Facebook und Chatroom nicht erwartet haben, zeigt sich jetzt als Verflachung und Vermassung von vielem, was uns über die Jahrzehnte/Jahrhunderte lieb und teuer war. Traditionelle Print-Zeitungen kämpfen ums Überleben, Sprachqualität droht zum Begriff zu verkommen, den nur wenige deuten können. Hat die Überflutung an audiovisuellen und digitalen Reizen die Schriftsprache in eine Randposition innerhalb der Marketingkommunikation gedrängt? In der analogen Zeit war vieles erschwerter (Gottlob wusste man dies in Ermangelung eines Vergleichsmaßstabs nicht), im digitalen Change allerdings ist vieles reduzierter.
Hä ? Was babbelst du da?
Sprache
ist Veränderungen unterworfen. Jugendsprache
gibt es vermutlich seitdem sich die Menschen der Sprache bedienen. Was uns
heute in der heranwachsenden Jugend zu Ohren dringt, ist allerdings für
Generationen, die noch in einer rein analogen Zeit aufgewachsen sind, recht
krude, In den Fünfziger und Sechziger Jahren stellte die damals aufkommende „Halbstarken-Sprache“ eine Provokation
dar, heute nimmt sie sich vergleichsweise harmlos aus. „Halbstarke“ benutzten ihren
Slang, um wahrgenommen zu werden. Ebenso wie die schwarze Lederjacke und
Elvis-Tolle wollten die Jugendlichen Zeichen setzen, um in der auf die junge
Generation verkrustet wirkenden Erwachsenenwelt Gehör zu finden.
Heute
sitzt das Smartphone mit am
Familientisch wie noch vor fünf bis zehn Jahren das Fernsehgerät und Cyber Kommunikation ersetzt vielfach das
was Ältere „Gespräch“ oder „Konversation“ nannten. Dass Sprache ein
Auslaufmodell sein könnte, hätten sie absurd gefunden. Nicht selten werden
Kinder eingeschult, die lediglich über geringe Sprachfertigkeiten verfügen, mit
einem Smartphone jedoch gekonnt umzugehen wissen. Kunst, Literatur und Kultur
waren immer Seismographen der Zeitströmungen. Während sie in allen Zeitepochen
die wichtigsten gesellschaftlichen Entwicklungen spiegelten, lässt sich in den
Nuller Jahren eine Fluchtbewegung in die (Alb-)Traumwelten von Fantasy (Harry
Potter), Super Heroe-Serien, Märchen- und Trickfilmen, Killer-Games und
Gewalt-Videos ausmachen. Vermeidungsverhalten innerhalb einer immer massiver
und dichter digitalisierten Welt?
Gehören Schreibende, Autoren,
Redakteure, Texthandwerker bald einer aussterbenden Spezies an?
Die digitale Kommunikation entbehrt vieler Signale, die vital sind, soll zwischenmenschliche Beziehung funktionieren: Haptik, Mimik, Tonfall, Körpersprache, Empathie, Pacing, Ausdruck. Ihr Medium heißt "Bits & Bytes". Roboter sind heute in der Lage, Chatrooms zu bespielen, Nachrichtensendungen zu füllen, auf Twitter mittels Fake News Verwirrung (und Schlimmeres) zu stiften und Hate-Storms zu entfachen. Kollege Roboter mag bei Sportnachrichten, die sich rein auf die Ergebnisse konzentrieren, durchaus okay sein. Aber überall dort, wo der Mensch sich emotionale Spiegelung, intuitives Kommunizieren, Meinung, Kommentar, Bedürfnisbefriedigung, Wahrnehmung, Reflexion, Sinngehalt, Subtext wünscht, laufen Robot-Texte ins Leere. Ein Roboter kann mittlerweile Gefühle ausdrücken („Larry ist jetzt sehr traurig!“), empfinden kann er sie nicht und wird dies auch nie tun. Einen Tamagochi zum Liebhaben? Diese Ersatzbefriedigung nannte man früher Selbstbetrug.
Das Revival der Welt der Dinge, Gefühle
und Emotionen
Man
staunt - es zeigen sich Gegentendenzen – Würfel- und Brettspiele,
Familienunterhaltung, Vinyl-Schallplatten, Knetmasse und Ausmalbücher für
Erwachsene, stationäre Reisebüros und Tante-Emma-Läden erleben eine Renaissance
der Bodenständigkeit und Begreifbarkeit. Verlangsamung mit gleichzeitiger
Intensivierung bietet dem atemlosen Tempo auf der Datenautobahn Paroli. Die physische Welt der Dinge setzt Zeichen
gegenüber dem Internet der Dinge.
Berechtigte Hoffnung macht sich breit, dass eben doch nicht alles
so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Schließlich sind Menschen doch
vernunftbegabte Wesen, oder? Ich fürchte nur, hier hat die Vernunft einen
schweren Stand. Es bedarf der Empathie, Emotion und Einfühlung, um zu
begreifen, dass alle diese nicht-physischen und - durch die digitale Brille
gesehen - scheinbar luxuriösen Unerlässlichkeiten wie Kommunizieren und Schreiben, Gespräch und Diskurs, Kontakt, Nähe
und Beziehung die Basis und Essenz unserer menschlichen Existenz darstellen. Gefährden
wir sie nicht!
Lesetipp:
Der Berliner Coach und Organisationsberater Thomas Wehrs (www.thwehrs.com) weist auf diese und ähnliche Aspekte in seinem im Juni 2018 erschienenen Sachbuch "Störfall Mensch!" eindringlich hin.
Tags: digitalisierte Welt, digitale Zeit, Sprachqualität, digitale Kommunikation, Kollege Roboter, Internet der Dinge, Smartphone, Cyber Kommunikation
Bildnachweis:
Foto oben: Pixabay kalhh
Foto Mitte: Pixabay sciencefreak
Schwerpunkte:
Charakteristika: Leidenschaft, Empathie und Chuzpe und 26-jährige Selbstständigkeit.
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Sigrid Jo Gruner unterstützt als "MissWord! Manufaktur für das wirksame Wort" Unternehmen, Organisationen & Freiberufler, Berater & Coaches bei ihrer Marktpositionierung, mit strategischem Branding und individueller Unternehmenskommunikation.
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Strategie- & PR-Beratung, Redaktion & Texttuning, Premiumtext (Web, Magazin, PR), Publikation (E-Book, Whitepaper, Folder), Buchcoaching und Ghostwriting (Sachbuch & Corporate Book für Beratungsprofis und Unternehmen). Eigene Autorenprojekte (narrativ/szenisch). Skills: Interdisziplinäres Denken und Konzipieren, ganzheitlicher Blick, umfassende Betreuung. Digitale Handhabung - analoge Beziehungsgestaltung.
Charakteristika: Leidenschaft, Empathie und Chuzpe und 26-jährige Selbstständigkeit.
Schwerpunktthemen: Alles was Sinn macht, langwirkende Relevanz entwickelt und alle Sinne anspricht. Gesellschaftspolitische Themen und modernes Business, modernes Leben, komplexes B2B, Food, LifeBalance
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