Sonntag, 20. April 2014

Sonntagsthema: Als Glückskind geboren?

Wir kennen sie aus Werbung und TV-Romanze: Glückliche, brave Menschen, attraktiv, in wohl geordneten Verhältnissen, Traumpartner in Sicht oder bereits vorhanden, mit reizenden Kids, verständnisvollen Eltern, Eigenheim, Auto, Mastercard, Karriere, das Leben eine einzige Party. Bricht Unheil in diese Idylle ein, kann man gewiss sein, dass eine schicksalshafte Fügung bald alles zum Guten wendet. Glück gehabt! Vor uns die Morgenröte! - Gibt es diese Spezies auch in der Realität?

Magischer Feuertanz (Stocksnap.io, Thomas Kelley)

Was ist Glück?


Das richtige Golf-Handicap, 30 Paar Schuhe, ein Leben auf der Überholspur? Es ist gar nicht so lange her, da meinte die Glücksforschung: Glück kann nicht von Dauer sein, bestenfalls zufrieden mit den Lebensumständen, aber glücklich ohne auch mal unglücklich sei absurd. Nur in diesem Wechselbad seien Glücks-Höhenflüge emotional erlebbar.

Heute wird behauptet, zu mindestens 40 Prozent könnte man sein Glückspotenzial selbst bestimmen ("The Myths of Happiness", Sonja Lyubomirsky) Das lässt hoffen: An seinem persönlichen Glück kann man also arbeiten. Für mich ist Glück, wenn ich mit dem was ich tue übereinstimme, wenn selbst gesteckte Ziele sich erfüllen. Da steckt Sinn dahinter, Leidenschaft, Passion - und man ist bei sich selbst angekommen. Das klingt so einfach wie es im Grunde auch sein kann. Und es könnte Ziegen hüten genauso bedeuten wie ein Weltunternehmen dirigieren, Benimm-Kurse geben, im Straßentheater auftreten oder eine eigene Kosmetikserie in der Garage entwickeln. Zum Glück gibt es kein Ranking. Individuelles Glück vergleicht sich nicht, denn das machte ja sofort wieder unglücklich, mindestens unzufrieden. 

Weniger ist mehr - nicht immer, aber meist


Vielleicht wird Glück überschätzt. Oft blitzt es auf, ohne zu bleiben, das ist auch schön! Man hat es erlebt und davon kann man zehren. Glück liegt in der Bescheidung - mit weniger mehr aus dem Leben machen, das ist die Kunst. Materielle Überversorgung und Perfektionsdrang loslassen und sich regelmäßige Zeiträume freischaufeln, in denen man schlechterdings gar nichts tut. Und - man staune - dabei läuft eine Menge ab. Unser Unterbewusstsein räumt für uns auf, klärt, sortiert, ordnet, plant neu. Wie ein erfrischender Sommerregen, der den Staub von der Straße wäscht und die Festplatte neu synchronisiert. Ein volles Gefäß lässt sich nicht füllen.

Glück wird gern mit romantischen Gefühlen verbunden. Aber auch Verliebte sind nicht unbedingt glücklich - sie sind völlig durch den Wind, irgendwie auf einem anderen Stern, nicht wirklich bei sich selbst. Hochzeiter sollten wohl glücklich sein, die Gäste, die der Trauung beiwohnen, sind es meistens auch, zumindest rollen Tränen der Rührung. Warum eigentlich? - Weil man der Inszenierung einer Utopie beiwohnt, und das tut eben gut! Manchmal realisiert sie sich, manchmal bleibt sie Illusion.

Nix wie weg - nach Skandinavien?


Dänemark soll die weltweit glücklichsten Einwohnern haben, sagt der "World Happiness Report 2012" der Vereinten Nationen, es folgen Norwegen, Schweiz, Niederlande, Schweden. (Allein vier konstitutionelle Monarchien und die Schweiz genießt ja auch einen Sonderstatus) Deutschland auf Platz 26.

Aber warum Dänemark? In diesem gelassenen Land scheint es weniger soziale Unterschiede zu geben, klafft die Schere zwischen ganz arm und ganz reich nicht so eklatant auseinander, dass es sich negativ auf die Stimmungslage im Land auswirken könnte. Man schielt nicht nach links oder rechts, sondern  geradeaus. Selbst im dänischen Königshaus scheint man auf eine fast langweilige Art glücklich zu sein, man lebt einfach. Gibt es den Begriff "Perfektionsdrang" in der dänischen Sprache?? Ich schätze, nein. Dafür wird das Idiom "hyggelig"= "gemütlich" geradezu inflationär verwendet. Noch Fragen?

Vermutlich ist ein kleines Land in geographischer Randlage, unbefrachtet von weltpolitischen Aufgaben, per se unbeschwerter? Die erfolgreiche dänische TV-Polit-Serie "Borgen" zeigte es: Selbst im Machtgefüge der Regierenden entdeckt man eine umgängliche und beinahe naiv zu nennende Nonchalance, von der man wünschte, sie wäre ansteckend.

Das Leben steckt voller Widersprüche und nichts ist von Dauer. Wer früh genug mit dieser Polarität zu leben lernt, hat's besser.

Was ist IHR Erleben von Glück? Was benötigen SIE um sich glücklich zu fühlen? - Schreiben Sie's! Befriedigen Sie meine Wissbegier. Nur zu!




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