Freitag, 1. Januar 2016

Aufgespießt: Happy Silvester 1999/2000

Die letzten Tröpfchen sind aus den Champagner-Kelchen geschlürft, die letzten Luftschlangen, Knallfrösche und Böller entsorgt, das letzte Aspirin geschluckt. Wie haben Sie Silvester 2015 verbracht? Vermutlich nicht in der Weise wie es die Idealistin und Nietzsche-Freundin Malvisa von Meysenburg bei der Wende ins 20. Jahrhundert empfahl - "tiefsinnig schweigend im engsten Kreis". Doch so extravagant wie zur letzten Jahrtausendwende waren Sie wohl auch nicht unterwegs, oder doch?

Das Millenium - eine Rückblende


1999 gab es keine wichtigere Frage als: "Wo und wie gehen Sie in das nächste Jahrtausend?" (Glückliche Zeiten noch!) Ein regelrechter Party- und Event-Tsunami brach über uns herein, skurrile und aparte Ideen machten Silvester 1999 zu einer exklusiven Angelegenheit. Die Auswahl fiel schwer:
Woww!

1 En route: Mit der Concorde die Beschränkung der Zeitzonen austricksen um die Jahrtausendwende viermal zu erleben - Kostenpunkt: 40.000 Dollar! Besonders festlich ging es nicht zu, denn die Reisenden durften sich nur in den jeweiligen Flughafengebäuden aufhalten. Privatissime konnte man die Concorde zum Jahreswechsel 1999 für eine persönliche kleine Party buchen. Kostenpunkt: 100.000 Mark. Im Eurostar brauste man im Dauerbeschuss von Händels Feuerwerksmusik und ohrenerschütternden Donnerschlägen unter dem Kanal nach England oder in die Gegenrichtung.

2 Up and away: Der Schneekopf gehörte mit knapp 1000 Metern noch zu den kleinen Silvester-Hügeln, Jungfraujoch, Kilimandscharo und Matterhorn machten da schon mehr her. Für kleinere Geldbeutel: Heißluftballon - allerdings auch nicht sehr gemütlich. Der Eifelturm war seit Jahren ausgebucht!

3 Nobel: Auch die Luxushotels zogen mit: Suite im Ritz Carlton = 100.000 Dollar. Eigentlich ein Schnäppchen, denn im Preis waren eine Luxus-Uhr, ein Leih-Jaguar und ein Privatbutler für 3 Tage sowie Massagen und sonstige unverzichtbare Edel-Extras inklusive. Das eigens errichtete Hotel Millenium Broadway ließt sich komplett mieten. 1.200 Gäste durfte man mitbringen. Kostenpunkt: 3 Mio. Dollar pro Nacht. Bescheidener waren die Klöster: Im Weingut Kloster Eberbach ersteigerte man sich Rheingau Riesling Jahrgang 1900 für 6.000 Mark aufwärts pro Flasche.

4 Party: Zu den Rolling Stones ins Wembley Stadion oder zur größten deutschen Millenium-Disco in der Dortmunder Westfalenhalle (Eintritt 500 Mark)? Für den Silvesterabend im Pariser Lido musste man sich bereits 1975 anmelden. Die Warteliste war fünfstellig.

5 Zeitzonen-Hopping für Südseereisende oder zum ersten Sonnenaufgang des Jahres 2000 auf das Inselchen Kiribati, auf das ansonsten unbewohnte Caroline Island oder zum König von Tonga. Eine Safari auf den Spuren Hemingways ließ sich für 10.120 Dollar unternehmen. Da kam der Sprung in die heißen Schwefelquellen Islands schon etwas günstiger.

Ich ahne schon, das kam an Silvester bei Ihnen nicht in die Feuerzangenbowle oder in den Fondue-Topf - Lassen wir es im Laufe des noch jungfräulichen Jahres so richtig krachen!


Im Rückblick mutet die Jahrtausendwende wie ein Tanz auf dem Vulkan an, in dem es bereits rumorte. Manche hatten bereits eine Vorahnung - das neue Jahrtausend sollte sich auch als eine Zeitenwende erweisen, was das Lebensgefühl anging. Spätestens ab Nine Eleven 2001 war es "Schluss mit Lustig" - Wirtschaftskrisen, Börsen- und Bankencrashes, abgefuckte Atommeiler, Unruhen, Verwerfungen. Krieg und Terror kamen in Europa an, die Flüchtlingswellen des letzten Jahres Vorboten sozialer Umbrüche, politische Rechtsrucke ... Aber - wir haben nur diese eine Welt und sollten sie daher mutig gestalten, nicht nur ertragen!

"2016: Et kütt wie et kütt! Et hätt noch immer jot jejange!" sagt die Köllsche Frohnatur. 


Bonne Chance!


Ihre Jo Gruner alias MissWord!



Tags: Millenium, Silvester 2015, Jahrtausend
Foto 1: Stocksnap Patrick Fore
Foto 2: Stocksnap Kazu Ende

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