Sonntag, 16. Februar 2014

Sonntagsthema: Zappeln Alleinlebende in der Kostenfalle?



16 Mio. leben in einem 1-Personen-Haushalt – allein in Deutschland. Aus den unterschiedlichsten Beweggründen und Lebensrealitäten heraus. Allein heißt ja nicht einsam, keineswegs. Allerdings könnten sich 90 Prozent aller Singles vorstellen, dass sie für einen neuen Partner ihr Leben ändern würden (sagt eine Partnerbörse, aber das könnte auch deren Wunschdenken sein :-). Ob das sinnvoll ist, steht dahin. Und es kommt natürlich auf das Ausmaß an, wie bei allem. Was ist das Maß aller Dinge für ein gutes Single-Leben?

Abseits von allen soziologischen und emotionalen Aspekten lohnt es sich einmal, die wirtschaftliche Situation von Singles mit kritischen Augen zu betrachten. Denn das gern kolportierte Vorurteil vom Single, der auf dem Ego-Trip alle anderen zur Seite stößt, nichts zur Erfüllung des Generationenvertrags beiträgt und sich ganz hedonistisch wie ein altrömischer Genussmensch nur den lustvollen Seiten des Lebens zuwendet, hält keiner Prüfung stand. Richtig ist, dass Singles üblicherweise mehr abgezockt werden als Nicht-Singles – sei es im Supermarkt, im Hotel, bei Versicherungstarifen und Energiekosten, von den Steuerbehörden.

Wohnen muss jeder – aber kann es sich jeder leisten?

Sowohl aus wirtschaftlicher als aus sozialer Sicht ist ein Single-Haushalt ein Unding. Je kleiner eine Wohnung, desto höher in der Regel der Quadratmeterpreis – ob bei Miete oder Eigentum. Ob man in einer 60-qm-Meter-Wohnung allein oder zu zweit lebt, ändert nichts am Mietpreis, aber die Grundpreise und anfallenden Kosten für Strom, Wasser und Heizung muss im Fall Single ein einzelner Bewohner tragen. Ebenso die Wohnungseinrichtung und den Unterhalt, und wenn der Kühlschrank den Dienst verweigert oder die Waschmaschine leckt, muss er allein dafür aufkommen.

Dass die Wohngemeinschaft – quer durch fast alle Altersstufen – wieder Aufwind erlebt und die Eltern-Kind-WGs ebenso - wobei mit "Kind" 18-35-jährige Nesthocker gemeint sind – ist kein Wunder. Der demoskopische Faktor zwingt Städteplaner über innovative Alternativen nachzudenken.

Nach deutschem Sozialrecht hat ein arbeitsloser Single Anrecht auf 45 mit staatlichen Mitteln getragenen Wohnquadratmeter. In New Yorks Trendvierteln ist bereits ein gerade noch erschwingliches 25-qm-Apartment ein rechter Luxus.

Wo hat ein Single die besten Chancen auf ein gutes Single-Leben?

Gerade für Alleinlebende bieten sich ländliche Regionen als Wohnstandort nicht an, denn dort regiert die Klein-Familie. Tendenziell zieht es den jüngeren Single in umtriebige Städte und dort in angesagte stadtnahe Quartiere und Trendviertel, wo die bezahlbaren Wohnungen umkämpft sind, ein weiterer kostentreibender Faktor. Deutsche Single-Hauptstädte sind Berlin, Hamburg und – Regensburg. Dort lassen sich die meisten Singles pro Einwohner nieder. Offenbar hat die niederbayerische Metropole nicht nur historische Schönheit vorzuweisen, sondern auch adäquate und bezahlbare Wohn- und Lebensbedingungen.

Es lohnt sich also über Standortalternativen nachzudenken, die attraktiv sind durch die Nähe zu Großstädten, Nachbarländern oder landschaftlich reizvollen Regionen, aber klein genug, um überschaubar und kostengünstig zu bleiben. Die zufriedensten Bürger Deutschlands sollen in Osnabrück leben (die unzufriedensten in Dessau), die glücklichsten Europas in Dänemark. Beide sind nicht großformatig, nicht bedeutungsschwanger und nicht umzingelt von einem Schwarm von Honigbienen (Trendpeople, Kultfiguren, Imageberufen oder auch nur „Mitläufern“). Der ZEIT-Beobachter hält die schlichte Durchschnittlichkeit, die ihm dort begegnete, und die völlige Imageferne für das Erfolgsrezept Osnabrücks. Die Stadt ruhe in sich selbst! http://www.zeit.de/2003/20/osnabrueck Das bringt ins Grübeln J

Was nützt ein Glamour-Standort, an dem ich mir nur ein Apartment in den Outskirts leisten kann, wo ich mich immer nur „am Rande“ fühle und die Glitzer-Innenstadt mit all ihren Versuchungen nicht nur aus Gründen der Entfernung weit weg ist?

Ist es nicht gescheiter, einen Lebensstandort zu haben, an dem man sich wohl fühlt, eine Wohnung, die nicht beengt und in die Freunde sich gerne flüchten, wenn sie der Regen überrascht? In der die Katze keine Anstalten macht, nach nächtlichen Streifzügen aushäusig zu bleiben und in der man den Briefträger vor Weihnachten auch mal auf eine Tasse Tee reinbittet? Das soziale Rundherum macht es doch aus, dieses kaum beschreibbare Feeling einer zufrieden machenden Geborgenheit, aus der man immer mal wieder kleine Fluchten unternimmt dorthin, wo das Leben tobt. Ständig wäre das vielleicht eh zu anstrengend.

Singles – seid gescheit!


Zu diesem vielfacettigen Thema bald mehr! 

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