Sonntag, 23. November 2014

Sonntagsthema: Null, niente, nada, nix .. auch ein Luxus

Heute mal kein richtiges Sonntagsthema - Nicht, dass mir nichts einfiele oder dass es nichts zu kommentieren gäbe. Aber ich bin verschnupft. Keine Erkältung, das Finanzamt. Was ja auch einer Grippe gleichen kann. Wer einmal ein komplettes Jahr steuermäßig aufgearbeitet hat, weiß wovon ich rede. Abbuchungen, die sich nirgendwo zuordnen lassen, kleine Posten, die sich während des Steuerjahrs heimlich still und leise eingeschlichen haben und zu denen mir schlechterdings nichts  einfällt. Amazon oder ebay, Medimops oder Flaconi? Letzteres wäre fatal, denn was von dort kommt ist nicht steuerrelevant, sondern Luxus. 

Darf Luxus sein? 

Manchmal ist das sogar ein Muss. Kleine Fluchten sind existenzieller Luxus. Im Arthouse-Kino drei Vorstellungen nacheinander gesehen, an einem vollgestopften Arbeitstag umgeswitcht und ein Bötchen auf dem Rhein bestiegen, einen Nachmittag im Neptunbad verplanscht, eine Stunde in frischer Eifelluft an einem geradezu lachhaft sommerlichen Sonntag im melancholischen November, den Thalys gebucht, weil die Ausstellung in Paris nur noch drei Tage dauert, eine Flasche Champagner ohne Anlass -

Was sagte Oscar Wilde: "Es müssen schon besonders fantasielose Menschen sein, denen kein Grund einfällt eine Flasche Champagner zu entkorken!" (oder so ähnlich) Auch Madame Pompadour protegierte das Prickelwasser aus der Champagne - "Der einzige Wein, der Frauen nach dessen Genuss noch schön aussehen lässt.. "Und der ultimative Patron der Champagnersüffler - Dom Pérignon - war immerhin ein Mönch, wenn auch Kellermeister - sein Luxus bestand darin, keinen Champagner zu trinken, was ihn nicht hinderte, ihn zu seiner heutigen Hochform zu kultivieren. 

Abgeschwiffen .. das macht die Steuer. Die verwirrt die Sinne. Mehr als Champagner.

Ganz sicherlich. Sollte ich vielleicht die Belege in einen Karton werfen und dem Steuerberater in toto auf den Schreibtisch schütten? Und danach eine Magnum-Bouteille entkorken zur Versöhnung? Kenner trinken Magnum-Flaschen, weil hier die Gärung noch intensiver auf den Geschmack einwirkt. Champagner gibt's bis zu 15-L-Flaschen, was sich dann sinnigerweise Nebukadnezar nennt. Wie kühlt man die? Je größer die Flasche, desto mehr gibt es zu feiern. Und desto bedeutender wirkt man. Rennfahrer, Rapper, Rocker, Reeder, Rodler wissen das, Royals auch. Auch Rentner. Dass vorgerückte Jahre nicht vor Champagnerlust schützen, bewies eine alte Dame in Wien: Sie entwendete in einem Supermarkt in Wien-Innenstadt in knapp 3 Monaten Champagner im Wert von 900 Euro. Gut gemacht! Schade, dass ihr eine Überwachungskamera dann doch das Genick brach .. 

Santé! Ich geh jetzt in den Keller und schau mal nach ... Und für alle, die heute Abend auch Lust auf ein erotisierendes Prickeln für die Geschmacksknospen haben, gibt's einen feinen Champagner-Cocktail nach historischem Rezept, so richtig was für Lebemänner und Dandys, die abends ins Maxim gehen:

Kristalleis in einen Silberbecher (!) legen, 4 cl alten Cognac, 1 cl Grenadine dazu, mit kaltem Champagner auffüllen, einen Zironenschnitz dazugeben. Der Silberbecher ist ein Muss - der Champagner braucht nicht unbedingt ein Millésime (Jahrgangsschampus) oder Cuvé privilegé  (janz wat Feines) zu sein. 

Übrigens: Der mutmaßlich teuerste Champagner stammt aus der Kellerei Perrier-Jouet. Man kann ihn auf Spezialauktionen für 50.000 Euro erwerben, für 1 Dutzend Flaschen, versteht sich. Also schon beinahe ein Schnäppchen. Hicks!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen