Sonntag, 14. April 2013



Geschichten sind das Salz des Lebens .. Wann ist mir eigentlich Max zum ersten Mal begegnet? Irgendwann saß er auf meinem Sofa und ging nicht mehr weg. Da dachte ich: Dann kann ich auch was über dich schreiben ..


Die Nachmittage mit Max

Max war alt und in vieler Hinsicht etwas nachlässig. Aber kam Mathilde zu Besuch, gab es nicht einen einzigen Staubkrümel auf dem Parkett, keinen Fettfleck auf der Anrichte, keinen reinlicheren kleinen Kahlkopf als Max. Ein paar Stunden hatte er gewienert und gebohnert, seinen speckgepolsterten gedrungenen Körper geschrubbt bis die Haut spannte, und den guten Anzug aufgebügelt, den er noch seiner Seligen verdankte. 
Max war nie ein ausgewiesener Freund vom Einkaufen gewesen. Endlos durch Geschäfte bummeln, auf Wartesofas herumsitzen, Anzüge vor sich hinhalten lassen, Entscheidungen treffen, an der Kasse die richtigen Geldscheine in der richtigen Geschwindigkeit aus der Brieftasche ziehen, um sie der schmaläugigen Kassiererin vorzulegen, deren Ungeduld Max beinahe körperlich spüren konnte, während die Nachdrängenden ihm Knie und Arme in die Rippen stießen, all das versetzte ihn in Übellaune. Seine Frau hatte immer darauf bestanden, seine Garderobe tipptopp zu halten, wenn ich mal nicht mehr bin, pflegte sie zu sagen, dann wirste noch froh darüber sein
Bin ja froh, brabbelte Max vor sich hin, als er sich an diesem hellen Vorfrühlingstag von seinem Nachmittagsschlaf erhob und die arthritischen Arme streckte, vor allem, dass ich sie überlebt habe. Was hätte sie denn mit dem ganzen Kram machen sollen, den rosa Krawatten mit Silberstreif, den Socken in solider Wirkware, den Sakkos, die seinem stetig wachsendem Bauchumfang angepasst geworden waren, den rotbraunen Lederslippern mit Lochmuster?
In der Küche strahlte ihm Sauberkeit entgegen, die ihm eine tiefe Befriedigung verlieh. Mathilde würde wie immer sagen, Herr Max, bei Ihnen könnte man vom Fußboden essen. Max verzog die Lippen zu einer pfeifenden Bewegung. Als ob er das wollte. Lieber Himmel, beileibe nicht. Aber wenn Mathilde dies als Gütesiegel für einen guten Liebhaber verstand, bitte, warum nicht mal auch das. Denn Max war scharf auf Mathilde. Er war so scharf wie ein chinesischer Rettich. Wenn er sie beim Einkaufen schon mal von Weitem sah, fühlte er heiße Rührung in sich aufsteigen.  ...


Fortsetzung folgt.

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